Brodnig über Ungeimpfte: „In erster Linie die Zögerlichen ansprechen"
Radikalisierung, Rekrutierung, Organisation: Gerade für die Impfgegnerszene spielt Social Media eine enorme Rolle. Doch die digitalen Plattformen können auch zur Pandemiebekämpfung genutzt werden.
Wie, das erklärt Social Media Expertin und GECKO-Mitglied Ingrid Brodnig im Interview.
KURIER: Welche Rolle spielt Social Media bei der Pandemiebekämpfung? Sind Soziale Medien gerade beim Impfthema vielleicht sogar wichtiger als traditionelle Medien?
Ingrid Brodnig: Es gibt nicht den einen Kanal, den man ansprechen muss und dann ist alles gut. Eine Mischung aus traditionellen Medien und Social Media ist sicher sinnvoll. Zuerst muss ich mir überlegen, welche Zielgruppe ich erreichen will.
Und das wäre?
Man muss bei der Impfkommunikation zwei Gruppen unterscheiden: Es gibt immer noch Zögerliche, die hin- und hergerissen sind – laut einer Befragung des Austrian Corona Panel Projects Ende November 6,7 Prozent. Und es gibt die überzeugten Impfgegner, rund 11,9 Prozent. Ich halte es für sinnvoll, in erster Linie die Zögerlichen anzusprechen, da können die investierte Zeit und Arbeit eher fruchten.
Wie muss die Kommunikation denn ablaufen, damit sie fruchtet?
Oft sind es die Basics der Kommunikation, die auch in Krisenzeiten wichtig sind, wie die Wiederholung richtiger Information. Wir kennen das auch umgekehrt von Falschmeldungen. Wenn ich öfter etwas Falsches höre, ist die Gefahr, dass sich das wahr anfühlt, größer. Das heißt, wichtig ist, dass die Menschen öfters die richtige und nicht die unsinnige Information hören.
Und wer muss diese Informationen verbreiten?
Am besten wäre, wenn es einen Strauß an Kommunikatoren gibt – offizielle Quellen und weniger offizielle. Wichtig ist, dass nicht nur „Stars“ aus Politik und Wissenschaft kommunizieren, sondern zum Beispiel auch niedergelassene Ärzte, die engen Kontakt mit Patienten haben und dadurch eine Vertrauensbasis. Es gibt Experimente, die darauf hindeuten, dass die gefühlte Vertrauenswürdigkeit einer Person oder Institution mitunter mehr zählt, als die tatsächliche Expertise – besonders wenn es um die Korrektur von Falschmeldungen geht. Die Empfehlung wäre, auf Personen zu setzen, die beides vertreten, die sowohl vertrauenswürdig sind, als auch Expertise haben.
Wer wäre hier ein Beispiel?
Das könnten zum Beispiel Ärztinnen mit Migrationshintergrund sein. Sie haben das Fachwissen und die Vertrauenswürdigkeit, weil sie die Sprache einer bestimmten Zielgruppe sprechen und die Herkunft ähnlich ist, etc.
Kommentare