"Boulevard-Politik": Mitterlehner greift Faymann an

"Boulevard-Politik": Mitterlehner greift Faymann an
Streit nach dem gescheiterten Asyl-Gipfel gipfelt im Schlagabtausch: "Kanzler lebt in virtueller Welt."

Der geplatzte Flüchtlingsgipfel hat den Koalitionsfrieden empfindlich gestört. Die Stimmung beim Asylgipfel im Kanzleramt Mittwochabend sei "grimmig und aggressiv" gewesen, erzählen Teilnehmer. Die SPÖ wirft ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner vor, in Sachen Bezirksquoten auf Druck der ÖVP-Landeschefs umgefallen zu sein. Das hat Mitterlehner nicht auf sich sitzen lassen. In der ZIB2 antwortete er auf die Frage, ob Werner Faymann kanzlertauglich sei, relativ klar ablehnend antwortete: "Das ist eine Frage, die sich bei dem Thema nicht unbedingt verfestigt hat."

Reale vs. virtuelle Welt

Im Ö1-Morgenjournal hält er dem SPÖ-Chef vor, Politik über die Kronen Zeitung zu machen. Es sei problematisch, wenn man Sachpolitik mit Boulevardpolitik verwechsle, so Mitterlehner. Er sehe die Vorgangsweise von Faymann nicht unproblematisch. "Es ist nicht das erste Mal, dass über Medien versucht wird, vollendete Ergebnisse zu schaffen." Der Herr Bundeskanzler und seine engsten Mitarbeiter müssen erkennen, dass wir nur gemeinsam mit den Ländern weiterführende Lösungen erarbeiten können. Ansonsten habe man eine virtuelle Welt. "Ich lebe in der realen Welt und die anderen genauso und dort muss man die Probleme auch wirklich angehen, sonst hat man nur Scheinlösungen."

Mitterlehner betont, dass es inhaltlich beim Thema Flüchtlingsunterbringung durchaus Fortschritte gegeben habe. Und: "Ich möchte das nicht im Raum stehen lassen, dass unsere Landeshauptleute irgendwo etwas desavouiert haben, was in Wirklichkeit noch gar nicht da war."

Häupl: "Humanitärer Skandal"

Der Wiener Bürgermeister Michael Häupl hält nichts vom Streit rund um den missglückten Asylgipfel. Die wechselseitigen Vorwürfe auf dieser Ebene seien "nicht relevant" für die Lösung der Flüchtlingsproblematik, sagte Häupl am Freitag im Ö1-Mittagsjournal. Diese "Befindlichkeiten" würden keine Plätze für Flüchtlinge schaffen. Das völlig überfüllte Erstaufnahmezentrum Traiskirchen ist ein "humanitärer Skandal", sagte Häupl.

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Donnerstagabend gipfelte dies darin, dass Vizekanzler Reinhold Mitterlehner in der ZIB2 auf die Frage, ob Werner Faymann kanzlertauglich sei, relativ klar ablehnend antwortete: „Das ist eine Frage, die sich bei dem Thema nicht unbedingt verfestigt hat.“

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