Auslöser der Proteste, die in vielen Fällen Hand in Hand mit Streiks gingen, war schon damals zumeist, dass sich die Menschen mit dem Lohn, den sie für ihre Arbeit erhielten, Grundlebensmittel wie Mehl bzw. Brot kaum mehr leisten konnten. Auch die Revolution von 1848 begann mit sogenannten Brotkrawallen – der Hunger trieb die Menschen auf die Straßen. „Gerade die Frauen setzten dabei auf Katzenmusik, machten also z. B. mit Ratschen Lärm oder schlugen auf leere Kochtöpfe“, sagt der Historiker.
In Steyr kommt es 1874 zu den sogenannten Bierkrawallen. Die Arbeiter der nahe gelegenen Fabriken schließen sich zusammen und ziehen zur Brauerei, weil sie die hohen Bierpreise nicht mehr bezahlen können. „Als die Brauereileitung die wütende Meute kommen sieht, senkt sie die Bierpreise, noch bevor die Demonstranten ankommen“, erzählt Hagmayr eine Anekdote.
Längst nicht alle Proteste der Arbeiterschaft sind so erfolgreich. Als ab 1909 die Lebensmittel- und Mietpreise explodieren, stehen am 17. September 1911 (also exakt gestern vor 111 Jahren) 100.000 Menschen auf dem Wiener Rathausplatz. Die Demonstration eskaliert, es kommt zu Straßenschlachten, drei Menschen sterben.
Auch der Oktoberstreik von 1950, er ging von Arbeitern in Linzer Großbetrieben aus und dauerte fast eine Woche, hatte keine direkten Auswirkungen. „Viele Demonstrationen und Streiks der Arbeiterschaft brachten nicht unmittelbare Verbesserungen, wirkten aber dennoch nach, sodass sich meist langfristig in den folgenden Jahren und Jahrzehnten Ergebnisse zeigten“, sagt Hagmayr.
Gerade international lässt sich der Erfolg von Arbeiterprotesten nicht kleinreden. „Man denke etwa an die polnische Solidarność-Bewegung, die in einem langen Prozess viel zur Demokratisierung beigetragen hat“, sagt Hagmayr.
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