Bischof Glettler: "Es braucht die christlichen Werte dringender denn je"

Der Innsbrucker Diözesanbischof Hermann Glettler
Der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler über die Bedeutung von Weihnachten, die christliche Identität Europas und Reformen in der Kirche.

KURIER: Herr Bischof, wie würden Sie jemandem, der nicht christlich sozialisiert bzw. in unserer Kultur verwurzelt ist, erklären, was wir zu Weihnachten feiern?

Hermann Glettler: Wir feiern den Geburtstag jener Persönlichkeit, die am nachhaltigsten unsere Welt verändert hat. Jesus steht für eine Revolution der Liebe, die von Gott kommt. Gnade vor Recht, Zärtlichkeit anstelle von Gewalt. Weihnachten ist ein Fest des Heimkommens, ein Fest der Zugehörigkeit. Bei allem, was uns umtreibt, oftmals entfremdet und seelisch obdachlos macht – Weihnachten ist ein Nachhause-Kommen, ein Willkommen-Sein. Der geheimnisvolle Urgrund des Seins, den wir "Gott" nennen, ist nicht anonym geblieben, nicht namenlos. Er ist uns entgegen gekommen. Im Kind von Betlehem hat er sich mit einem menschlichen Gesicht gezeigt, sich eingewoben in die DNA biologischer Existenz: Das ist gewagte, fast trotzige Behauptung des christlichen Glaubens – aber gerade deshalb ein tiefer Trost, Ansage von Nähe, Grund zum Feiern.

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