Bildungsminister: "Die Notsituation wird vier Jahre dauern“

Minister Martin Polaschek im Interview
Zum Schulschluss (in Ost-Österreich) zieht Martin Polaschek Bilanz über das Erreichte und sagt, was er noch umsetzen will – etwa die Bildungspflicht und ein klares Bild, was Schule leisten soll

Seit eineinhalb Jahren ist er als Nachfolger von Heinz Faßmann für Bildung, Wissenschaft und Forschung verantwortlich. Der studierte Rechtswissenschafter Martin Polaschek (57) über den Erfolg seiner Vorhaben.

KURIER: Die Amtszeit Ihres Vorgängers Heinz Faßmann ist durch Deutschklassen und Sommerschulen in Erinnerung. Was soll von Ihnen in Erinnerung bleiben?

Martin Polaschek: Ich würde meinen, eine Reform der Lehramtsstudien und die umfassendste Initiative zur Deckung des Lehrerbedarfs seit 1945.

Jeder dritte Lehramtsanwärter gibt nach zwei Jahren auf, wie der KURIER berichtet hat. Was heften Sie sich da an die Fahne?

Ich hefte mir an die Fahne, dass ich reformieren werde. Die Evaluierung der Lehramtsstudien dient genau dieser Reform. Dass es zum Teil Schwierigkeiten gibt bei der Vereinbarkeit von Studium und Praxis, wissen wir.

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In den kommenden Jahren gehen bis zu 60.000 Lehrerinnen und Lehrer in Pension. Werden wir bald Lehrkräfte aus Deutschland oder der Schweiz abwerben müssen oder Klassen mit 40 Schülern haben?

Wir rechnen mit einem Bedarf von 38.000 Lehrer/innen in den kommenden zehn Jahren. In Deutschland, der Schweiz und Slowenien steht man vor den gleichen Herausforderungen. Österreich hat das größte Maßnahmenpaket, um dem entgegenzuwirken. Deshalb will ich auch das Studium verkürzen. Es ist bestätigt, dass ein 12-semestriges Studium nicht besser ist als eines mit zehn Semestern. Wir bringen in der Übergangszeit Studierende höherer Semester in die Schulen. Das ist aber nur für die Notzeit gedacht.

Wie lange wird diese Notzeit dauern?

Wir gehen davon aus, dass in drei bis vier Jahren die Situation entspannter sein wird. Mit der Initiative „Klasse Job“ versuchen wir, mehr Menschen für den Beruf zu gewinnen. Bisher kamen 300 Personen über diese Programme neu ins Schulsystem. Durch „Klasse Job“ haben wir über 2.500 Bewerbungen für den Quereinstieg, über 1.000 sind bereits zertifiziert und können somit theoretisch ab Herbst im Klassenzimmer stehen.

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