Die Bierpartei will 20.000 Mitglieder werben. Aber braucht sie das?
Die Bierpartei will in den Nationalrat. Das hat Parteichef Dominic Wlazny alias Marco Pogo vergangenen Donnerstag angekündigt. Das bedeutet aber noch nicht, dass die Partei wirklich antritt, denn Wlazny will seinen Wahlkampf über Mitgliedschaften finanzieren. Und dazu braucht es nach Parteiberechnungen 20.000 neue Mitglieder. Ist diese Zahl bis Ende April nicht erreicht, ist der Antritt fraglich.
Zu Beginn der Pressekonferenz vergangenen Donnerstag hatte die Bierpartei 1.251 Mitglieder. In den ersten 24 Stunden hatte sich diese Zahl mit 2.216 Neuzugängen laut Parteigangaben nahezu verdreifacht. Rund eine Woche später ist festzustellen: Der Trend hielt nicht an. 3.500 neue Mitglieder waren es gestern, Mittwoch.
Dazu kamen mehr als 1.500 Unterstützer. Diese Spender werden unter "Gib uns ein Bier aus" auf der Homepage zu einem freiwilligen Beitrag eingeladen.
Mit etablierten Parteien wird Wlazny nicht mithalten können.
Mit den 3.500 Neuanwerbungen hat die Bierpartei aktuell also fast 4.800 Mitglieder. Damit liegt die unkonventionalle Partei zwischen Neos und Grünen. Von den laut Wlazny notwendigen 20.000 neuen Mitgliedern ist er noch ein großes Stück entfernt.
Und selbst wenn das Ziel erreicht wird, wird die Bierpartei im Wahlkampf mit diesem Budget mit etablierten Parteien nicht mithalten halten können. Wlazny hätte rund 1,8 Millionen Euro in der Werbekassa. Große Plakatserien lassen sich damit kaum realisieren (bundesweit schon gar nicht).
Grüne : 2,7 Millionen Euro
NEOS: 2,2 Millionen Euro
FPÖ: 5,5 Millionen
SPÖ: 6,9 Millionen Euro
ÖVP: 6,9 Millionen Euro; der Rechnungshof ging von mehr als den erlaubten sieben Millionen aus. Der Parteientransparenzsenat entlastete die Volkspartei jedoch. Sie selbst sprach von 6,6 Millionen Euro.
Von solchen Sorgen ist Wlazny noch weit entfernt.
Zurück zu den Finanzen.
Mit den Neuzugängen hat die Bierpartei für heuer rund 206.000 Euro eingenommen. Allerdings ist Wlaznys Stärke seine quasi virale Internetpräsenz. Und: Er hat mit viel ähnlich viel Wahlkampfbudget im Jahr 2022 schon rund mehr als acht Prozent des Wahlvolks für sich überzeugen können. Für den Einzug in den Nationalrat bräuchte er bloß vier Prozent.
Sein Potenzal zeigte Wlazny im Bundespräsidentschafts-Wahlkampf 2022.
Dafür wendete Wlazny wahllkampftechnische Peanuts auf: Laut Rechnungshof erhielt Wlazny für seine Minikampagne rund 242.000 Euro an Zuwendungen, der Löwenanteil kam von seiner eigenen Bewegung. Firmen, Vereine oder weitere Privatpersonen haben nicht gespendet.
Damit landete er als völlig neue politische Figur auf Platz 3, noch vor dem von der Kronen Zeitung unterstützten Tassilo Wallentin. Vor allem in Wien und bei den Unter-20-Jährigen punktete Wlazny damals.
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Da wäre noch eine Sache.
Außer dem selbst gesteckten Finanzierungsziel gibt es für Wlazny noch eine zweite Hürde zu nehmen. Mithilfe seiner rund 4.800 Bierpartei-Mitglieder dürfte diese Formalität jedoch kein Problem darstellen. Denn um zur Nationalratswahl antreten zu können, müssen
- Mindestens 3 Abgeordnete des Nationalrats den Wahlvorschlag unterschreiben (eher unwahrscheinlich)
- Oder: Menschen aus der Bevölkerung unterschreiben Unterstützungs-Erklärungen.
Für eine Kandidatur in ganz Österreich bei einer Nationalratswahl braucht man 2.600 Unterstützungs-Erklärungen. Der Bundeswahlvorschlag muss dann bis zum 48. Tag vor dem Wahltag bei der Bundeswahlbehörde sein. So bürokratisch das sein mag: Es gilt auch für eine Partei, die vom Image lebt, anders zu sein.
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