Bevorstehende Abschiebung von Schülerin sorgt für harte Kritik

Abgelehnte Asylbewerber steigen in Baden-Württemberg im Rahmen einer landesweiten Sammelabschiebung in ein Flugzeug.
Proteste wegen Abschiebeflugs in mehrere Destinationen - unter anderem nach Georgien.

"Kein Kind sollte sowas erleben müssen", twitterte Yannick Shetty, Integrationssprecher der Neos. Grund: Ein bevorstehender Abschiebeflug, der in Österreich am Mittwoch für Aufregung in Politik und Medien sorgte. Unter den Betroffenen sind drei in Wien bzw. Niederösterreich lebenden Schülerinnen, die demnächst nach Georgien bzw. Armenien überstellt werden. Schulkollegen machen dagegen mobil, finden Unterstützung bei SPÖ und Neos, aber auch Verständnis bei Sozialminister Rudolf Anschober (Grüne).

Besonders debattiert wurde der Fall der zwölfjährigen Schülerin "Tina", die Montagabend mit ihren Eltern von der Fremdenpolizei in ein Abschiebezentrum gebracht wurde - und auf die auch Shetty in seinem Tweet Bezug nahm. Die Gymnasiastin, die im ersten Wiener Gemeindebezirk die Schule besuchte, fand die Unterstützung von Lehrern und Mitschülern, die mit ihrer guten Integration und der Hochphase der Pandemie gegen die Abschiebung argumentierten und eine Petition starteten.

Im Innenministerium verweist man darauf, dass mehrere höchstgerichtliche Entscheide vorliegen, die eine Außerlandesbringung vorsehen. Wann der Abschiebeflug, der mehrere Destinationen ansteuert, stattfindet, wird wie üblich nicht bekannt gegeben.

Familie seit vier Jahren unrechtmäßig im Land

Bei der georgischen Schülerin scheint der Fall nach Informationen der APA zumindest rechtlich eindeutig. Denn die Familie befindet sich bereits seit vier Jahren unrechtmäßig im Land. Das Bundesverwaltungsgericht hat festgehalten, dass die lange Aufenthaltsdauer nicht zuletzt wegen beharrlicher Nichteinhaltung der behördlichen Vorgaben gegeben sei. Die Mutter war erstmals 2006 ins Land gereist und hatte hier auch ihre erste Tochter bekommen. Zwischenzeitlich hatte sie Österreich schon verlassen müssen und war zwei Jahre später wieder eingereist. Alle Instanzen beurteilten die diversen Asylanträge negativ.

Dennoch gibt es - wie in solchen Fällen üblich - politische Empörung. Die SPÖ-Abgeordneten Reinhold Einwallner, Nurten Yilmaz, Eva-Maria Holzleitner, Sonja Hammerschmid und Katharina Kucharowits fragten sich in einer Aussendung, ob Kinderrechte nichts mehr zählten. Ebenso äußerte sich Neos-Mandatarin Stephanie Krisper.

Harsche Kritik kam auch von der Wiener Stadtregierung. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) nannte die Vorgangsweise am Rande der ersten rot-pinken Regierungsklausur "nicht nachvollziehbar": "Man kann eine solche Vorgangsweise nur verurteilen." Vizebürgermeister und Integrationsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) formulierte noch schärfer: "Man sieht, dass die ÖVP keinen Kickl braucht, um unmenschliche Politik zu machen."

Anschober: "Menschliche Lösung suchen"

Im Gespräch mit dem Ressortchef ist auch Anschober. Das Innenministerium habe zumindest zugesichert, die Fälle zu prüfen, berichtete er nach dem Ministerrat. Es wäre gut nach menschlichen Lösungen zu suchen. Denn es könne ja nicht sein, dass bestens integrierte Schüler in einer Situation, wo sie nicht einmal das Herkunftsland kennen, aus den Klassen geholt werden.

ÖVP-Sicherheitssprecher Karl Mahrer verteidigte in einer Pressekonferenz die Abschiebungen mit Verweis auf die geltende Rechtslage. In Österreich geborenen Kindern den Zugang zur Staatsbürgerschaft zu erleichtern, wie das am Dienstag auch SOS-Mitmensch gefordert hatte, lehnt der ÖVP-Politiker ab. Veränderungen im Staatsbürgerschaftsrecht seien "aktuell nicht am Tisch". Jetzt müsse man einmal die bestehenden Asylverfahren abarbeiten und abgelehnte Asylwerber "in einer geordneten Form zurückführen".

Abschiebeflüge sind in der Corona-Pandemie übrigens nie ausgesetzt, aber reduziert worden. So waren etwa im Dezember mehrere im Verfahren gescheiterte Flüchtlinge nach Afghanistan gebracht werden.

Kommentare