Bericht über Hofers Bescheide lässt Wogen hochgehen

Norbert Hofer ist mit Diskussionen über einen Berufsunfähigkeitsantrag konfrontiert
Der KURIER-Bericht über Norbert Hofers Antrag auf eine Berufsunfähigkeitspension stößt auf enormes Interesse. Die Diskussionen entzünden sich an der Frage, ob man darüber berichten darf.

Der KURIER-Bericht über zwei Bescheide der Pensionsversicherungsanstalt (PVA) an Norbert Hofer hat hohe Wellen geschlagen. Im Zentrum des Interesses stehen die Spätfolgen von Hofers Gleitschirm-Unfall und einer Fußverletzung, sowie die Frage, ob man darüber berichten darf. Das Thema wird auch in den sozialen Medien heftig diskutiert.

Zunächst die Fakten: Sieben Jahre nach seinem Flugunfall, der 2003 zu einer inkompletten Querschnittslähmung führte, zog sich Hofer eine schwere Fußverletzung zu. Weitere vier Jahre später stellte er einen Pensionsantrag. Seit 2015 hat der FPÖ-Bundespräsidentschaftskandidat und Dritte Nationalratspräsident laut einem Bescheid Anspruch auf eine Berufsunfähigkeitspension. Ein Antrag auf Pflegegeld wurde abgelehnt. Hofer verteidigte sich gegenüber dem KURIER, es sei damals eine Fußamputation im Raum gestanden.

Auf Facebook konkretisierte Hofer danach, dem Antrag sei aufgrund der Schwere der Verletzung stattgegeben worden. "Der Fuß ist nach langem Leidensweg und vielen Operationen in Ordnung gekommen und ich habe die Berufsunfähigkeitspension nicht bezogen". Dass jemand "diese vertraulichen Unterlagen heimischen Medien zugespielt" hat, macht Hofer wütend: "Jetzt meine lieben Freunde wird der Wahlkampf richtig schmutzig." Hofer kündigte dazu auf Facebook eine Anzeige gegen unbekannt an. Er habe bereits mit der PVA Kontakt aufgenommen. Hofer: "Ich hoffe, dass die Person gefunden wird, die zu so etwas in der Lage ist".

Langstreckenflüge kein Problem

Im Interview mit der "ZiB 2" sagte Hofer am Dienstagabend, er mache aus seiner Behinderung "kein Geheimnis". Er habe seinen Befund bereits vor Jahren in seinem Buch "Ein Leben nach der Querschnittslähmung" (PDF) veröffentlicht. "Natürlich ist es bei mir so, dass ich, wenn ich meinen Alltag meistere, mich doppelt anstrengen muss", sagte Hofer. "Aber man kann damit arbeiten und man kann damit leben." Auch Langstrecken fliegen sei kein Problem. "Jaja, ich war auch in Washington. Das geht natürlich alles", sagte Hofer.

Auch zahlreiche Tageszeitungen nahmen die gestern zunächst auf kurier.at veröffentlichte Geschichte in ihren heutigen Ausgaben auf. Im KURIER gingen weit mehr Leserbriefe und Telefonanrufe als sonst ein. Zum Artikel selbst gibt es bereits mehr als 500 Kommentare. Das Thema emotionalisiert.

Bericht über Hofers Bescheide lässt Wogen hochgehen

Brandstätter: "Alles sauber"

KURIER-Herausgeber Helmut Brandstätter schreibt dazu in seinem Kommentar auf kurier.at: "Alles, was Herr Hofer dazu sagte, wurde wortgetreu berichtet. Warum also die Aufregung? Alles ist journalistisch sauber abgelaufen. Die verärgerten und zum Teil sehr aggressiven Posting-Schreiber sollen sich einmal einen anderen Fall überlegen, wenn wir Ähnliches von Herrn Van der Bellen gehabt und nicht veröffentlicht hätten: Sofort wäre von 'Lügenpresse“ und 'Verschweigungskartell' die Rede gewesen".

In einem KURIER-Video berichtet Brandstätter zudem, dass Hofer keinen Einwand gegen eine Veröffentlichung äußerte, als er zu den Anträgen befragt wurde.

Van der Bellen: Privates heraushalten

Hofers Kontrahent Alexander Van der Bellen war in den Wochen davor nicht mit recherchierten Geschichten, sondern mit üblen Gerüchten über seinen Gesundheitszustand konfrontiert, und trat diesen mit Veröffentlichung eines ärztlichen Befundes entgegen. Nun nahm Van der Bellen wiederum seinen Kontrahenten Nobert Hofer in Schutz. Dass der FPÖ-Präsidentschaftskandidat vor zwei Jahren um Berufsunfähigkeitspension und Pflegegeld angesucht hat, hält der Ex-Grünen-Chef für nicht problematisch.

"Bei allen Auffassungsunterschieden - in gesundheitlich ungewisser Zeit für alle Eventualitäten vorzusorgen, ist keineswegs verwerflich, sondern grundvernünftig. So etwas ist Privatsache und sollte daher auch privat bleiben. Ich möchte meinen Gegenkandidaten daher in dieser Frage ausdrücklich in Schutz nehmen und zu mehr Besonnenheit aufrufen", sagt Van der Bellen. Er ruft dazu auf, Privates und das familiäre Umfeld der Kandidaten aus dem Wahlkampf herauszuhalten.

Verständnis für Hofer im Netz

In den sozialen Medien ist das Stimmungsbild ziemlich einhellig. Auch Politiker hätten Anspruch auf das Pflegegeld. Das sollte keine Auswirkungen auf die Bewertung der Tauglichkeit für das Bundespräsidentenamt haben.

Auch Tina Wirnsberger, Grüne Bezirkssprecherin in Graz Lend, sieht die Veröffentlichung kritisch.

Die Reaktionen auf die Reaktion von Alexander van der Bellen fielen anerkennend aus.

Auch Datenschutzbedenken sind auf Twitter ein Thema. An dieser Stelle sei noch einmal darauf hingewiesen, dass dem KURIER die Bescheide der Pensionsversicherungsanstalt (PVA) anonym zugespielt wurden.

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