Künstler machten für VdB mobil, Hofer feierte lieber mit blauen Getreuen
Die Feste konnten nicht unterschiedlicher sein: Während die FPÖ Dienstagabend zum Trachtenfest mit Norbert Hofer ins Wiener Rathaus lud, trafen wenige Hundert Meter Luftlinie entfernt in einem Innenstadt-Palais Unterstützer Alexander Van der Bellens zusammen. Da wie dort ging es dreieinhalb Wochen vor der zweiten Stichwahl darum, Stimmung zu machen.
Heimatverbunden ist die Gegenseite auch – auf ihre Art. Unternehmer, Künstler und Politiker haben sich entschlossen, für Ex-Grünen-Chef Van der Bellen zu werben und ihm auch finanziell unter die Arme zu greifen. Medienmanager Gerhard Zeiler hat 50.000 Euro gespendet. Er wolle dazu beitragen, dass Van der Bellen "ähnliche Ressourcen wie sein Gegenkandidat hat", sagt Zeiler zum KURIER. Ein Bundespräsident habe u.a. die Aufgabe, "Türöffner für die Wirtschaft zu sein. Das wird Van der Bellen sehr gut können, Hofer nicht." Hofer habe vor Monaten noch mit einem EU-Austritt geliebäugelt, "das wäre der größte wirtschaftliche Gau für ein kleines Tourismus- und Exportland-Land wie Österreich". So sieht das auch Teppichhändler Ali Rahimi, der Dienstagabend in seinem Palais mit Eveline Steinberger-Kern – Ehefrau von Kanzler Christian Kern – zu einem "Abend mit Van der Bellen" lud. 150 Gäste waren dabei, darunter nicht nur SPÖ-Politiker wie der Bundeskanzler, einige seiner Minister und Wiens Bürgermeister Michael Häupl, sondern auch ÖVP-nahe Wirtschaftsvertreter wie Raiffeisen-Manager Georg Kraft-Kinz, Nationalbank-Präsident Claus Raidl und Ex-Raiffeisen-General Christian Konrad.
Eine Versteigerung von Kunstwerken brachte mehr als 100.000 Euro für Van der Bellens Wahlkampf ein. Insgesamt wurden bisher mehr als 1,2 Millionen Euro an Spenden lukriert. Unterstützt wird Van der Bellen nicht nur von Promis, sondern auch von Bürgermeistern und Gewerbetreibenden, sagt sein Sprecher.
Bekannte Gesichter sucht man im Wahlkampf der Konkurrenz vergeblich. Nicht ohne Grund, sagt Hofer-Sprecher Martin Glier. "Wir haben Unterstützer aus allen Bereichen, insbesondere aus der Wirtschaft, doch wir raten ihnen ab, sich zu deklarieren." Bekenne man sich zu Hofer, müsste man mit einer Schmutzkübel-Kampagne rechnen. Apropos Kampagne: Jene des Industriellen Hans Peter Haselsteiner finden die Blauen nicht in Ordnung. Der Bau-Tycoon warnt in Inseraten: "Kommt Hofer. Kommt Öxit. Kommt Pleitewelle." Die Freiheitlichen denken darüber nach, Haselsteiner wegen Kreditschädigung zu klagen, sagt Glier. Hofer habe wiederholt erklärt, er sei nicht für einen Öxit.
Fakt ist: Hofer plädierte kurz nach dem Brexit für eine Abstimmung über den Verbleib in der EU, "wenn sich die Union falsch entwickelt". Gestern kam der Öxit in Hofers Rede nicht einmal vor.
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