Nur jeder Dritte bereit, Österreich mit Waffe zu verteidigen

Nur jeder Dritte bereit, Österreich mit Waffe zu verteidigen
Eine Studie zeigt: Das Sicherheitsempfinden der Österreicher ist durch Corona gesunken. Und: Der Klimawandel macht uns mehr Angst als die Pandemie.

Wie wirkt sich die Corona-Krise auf das Bedrohungserleben der österreichischen Bevölkerung aus? Fragen wie diese ließ das Verteidigungsministerium unter 1.408 Personen für das aktuelle Trend Radar erheben. Die jährliche Studie soll "sicherheits- und verteidigungspolitische Meinungsbilder" wiedergeben und wurde von der Landesverteidigungsakademie mit Umfragedaten des Linzer Market-Instituts durchgeführt.

Sicherheitsempfinden sinkt

Grundsätzlich ist zu sagen: 45 Prozent der Österreicher beurteilen die weltweite Sicherheitslage tendenziell als unsicher. Im Vorjahr lag dieser Wert laut Trend Radar noch bei 39 Prozent. Männer schätzen die globale Lage eher positiv ein (14%) als Frauen (7%).

Innerhalb der Grenzen der Republik Österreich dürfte das Sicherheitsgefühl ein ungleich höheres sein. 65 Prozent der Bevölkerung fühlen sich sehr oder eher sicher, nur 11 Prozent unsicher. Evident in diesem Zusammenhang aber auch: Im Vorjahr war das persönliche Sicherheitsempfinden der Österreicher noch zu 81 Prozent positiv.

Was macht uns Angst?

Stellt sich die Frage: Wer oder was ist es, von dem sich Österreicherinnen und Österreicher bedroht fühlen? Kleine Überraschung: Corona führt diese Liste nicht an.

Als Hauptbedrohung wird laut Studie weiterhin der Klimawandel empfunden. Sie bereitet 58 Prozent der Bevölkerung durchaus schlaflose (Tropen-)Nächte, auch wenn die Angst im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken ist.

Auf Platz zwei folgt die Bedrohung der Pandemie (52%), die 2019 verständlicherweise eher niemand auf der Rechnung hatte. Es folgen Fake News (43%), steigende Preise, Kriminalität im Internet, Angst vor Altersarmut, Zuwanderung und Naturkatstrophen - in dieser Reihenfolge. Abgesehen von der Pandemie gibt es im Vergleich zu 2019 keine "bedeutenden Veränderungen", wie die Studie schlussfolgert.

Nur jeder Dritte will Österreich mit Waffe verteidigen

Weiterhin hohen Zuspruch (80 Prozent Befürworter) genießt das Bekenntnis zur Neutralität. Eine Mehrheit befürwortet auch nach wie vor Engagement im "Rahmen des internationalen Krisenmanagements".

Was die allgemeine Wehrbereitschaft betrifft, sind Österreicher zurückhaltend. Nur jeder Dritte würde selbst zur Waffe greifen, um sein Heimatland im Falle eines militärischen Angriffs zu verteidigen - 42 Prozent der Männer, 17 Prozent der Frauen.

Zustimmung für EU-Armee sinkt

Gesunken ist die subjektive Verbundenheit mit Europa und der Europäischen Union. Lag sie 2019 noch bei 68 bzw. 51 Prozent, rangiert sie heuer bei 59 bzw. 42 Prozent. Dennoch: Eine gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik der EU findet mehrheitlich Zustimmung (61%).

Drei von vier Österreichern erwarten sich, dass andere EU-Mitgliedsstaaten Österreich im Fall eines Angriffs militärisch unterstützen würden. 37 Prozent befürworten zudem eine EU-Armee, Tendenz sinkend. 2019 lag die Zustimmung für eine EU-Armee noch bei 42 Prozent.

Angst vor einem neuen "kalten Krieg" zwischen Russland und den USA haben immerhin 34 Prozent der Bevölkerung.

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