Das Wandern ist des Ministers Lust

Rupprechter; „Ich war mit meinen Töchtern oft im Gesäuse wandern.“
Start der KURIER-Serie "Politiker nach Dienstschluss": Minister Andrä Rupprechter liebt Bewegung in der Natur – "da wird der Kopf frei, man findet die Balance wieder".

Unwetterschäden, Hilfe für Milchbauern, der Pariser Klimavertrag, das World-Food-Programme – mit dieser Themenfülle war Landwirtschafts- und Umweltminister Andrä Rupprechter binnen weniger Stunden befasst, ehe er in der Obersteiermark Halt macht.


KURIER-Serie: Politiker nach Dienstschluss

Minister-Arbeitstage sind eng durchgetaktet. Da passt es gut, dass der 55-jährige ÖVP-Politiker am späten Nachmittag den KURIER trifft, um durch den Nationalpark Gesäuse zu wandern.

Das Wandern ist des Ministers Lust
Wandern mit Andrä Rupprechter; im Gesäuse, Serie: Politiker nach Dienstschluss, Maria Kern
Am Abend geht es zwar schon zum nächsten Termin weiter, aber zwei Stunden bleiben doch Zeit, um durch die Natur zu marschieren – und ein bisschen zu reden. Über das Schöne am Flanieren durch Wiesen und Wälder. Denn das Wandern ist des Ministers Lust.

Das Gesäuse kennt er gut – nicht nur, weil der Nationalpark in sein Ressort fällt. "Meine erste Frau stammt aus dieser Gegend. Wir waren hier oft mit unseren zwei Töchtern wandern", erzählt Rupprechter.

Beeindruckende Weite

Im Grünen und auf Bergen habe er sich immer schon gerne bewegt. Als Kind – das elfte und jüngste einer Bauernfamilie aus Brandenberg –, da sei er oft auf der Alm gewesen, schildert der Tiroler. "Der Vater starb, als ich acht war." Daher habe der Nachwuchs mit der Mutter die Alm bewirtschaften müssen. "Mit zehn Jahren habe ich mit meinem Bruder schon die Kühe gemolken. Und wenn man einmal eine Kuh suchen musste, hat man nebenbei einen Gipfel bestiegen."

Der höchste, den er bisher erklommen hat, war der knapp 6000 Meter hohe Kilimandscharo in Tansania – mit seiner Frau Christine, im Jahr 2009. "Das war unsere Hochzeitsreise."

Das Wandern ist des Ministers Lust
HBM Rupprechter
Um 6 Uhr früh hätten sie am fünften Tag den höchsten Punkt erreicht: "Da geht die Sonne über dem Indischen Ozean auf. Dieser Blick, diese Weite, das war unglaublich beeindruckend, eines der schönsten Naturereignisse, das ich erlebt habe", schwärmt Rupprechter. Sein Blick geht dabei in die Ferne, man spürt, dass er in Gedanken auf dem höchsten Massiv Afrikas weilt. "Ein echter Glücksmoment", sei das gewesen, "obwohl der Aufstieg irrsinnig anstrengend war, schöpft man daraus viel Kraft".

Bei den Erzählungen kommt immer wieder die Spiritualität des tief gläubigen Menschen durch. Er sagt etwa, "beim Wandern wird man eins mit der Schöpfung". Den Begriff der "Schöpfungsverantwortung" findet er "sehr schön". Er meint, man müsse sorgsam mit der Welt umgehen. Rupprechter spricht bedächtig über Nachhaltigkeit, Solidarität und eben Verantwortung – und es klingt tatsächlich so, als wären es die Lebensleitlinien des christlich-sozialen Politikers – und keine hohlen Politiker-Phrasen.

Der bekennende Katholik philosophiert auch über die Balance, die er beim Wandern finde. "Ich genieße die Ruhe, da wird der Kopf frei." Deshalb gehe er nicht gern in großen Gruppen auf den Berg. "Ich mag es nicht, wenn dauernd geredet wird."

Andere Perspektiven

In der Stille, da kann er nachdenken. Wenn man in einem Problem stecke, und es aus einer "anderen Perspektive" betrachte, dann würden sich oft neue Lösungsmöglichkeiten auftun. Diese "andere Perspektive" finde sich manchmal beim Wandern.

Wie oft kommt er noch dazu, seit er an der Spitze eines Ministeriums steht?

"Immer wieder. Im Sommer sind wir drei Wochen in Alpbach – eine Kombination aus Beruf und Urlaub." Das Forum Alpbach tagt – und die Rupprechters verbringen dort auch ihre freie Zeit. Ehefrau Christine stammt aus dem Ort. Da würden sich immer wieder kleinere Touren ausgehen. "Jetzt fangen wir auch an, mit den Buben zu wandern". Vier und sechs Jahre alt sind die Söhne.

Im September, da möchte der Minister auch eine Etappe der Strecke zwischen Wien und Mariazell zu Fuß zurücklegen – aus Anlass der Wallfahrt des niederösterreichischen Bauernbundes. Die gesamte Distanz zu marschieren, das lässt der Terminplan nicht zu.

Auf den Großglockner will der Bergfex dennoch "in dieser Legislaturperiode noch rauf" – planmäßig also vor Herbst 2018. Längere Touren hat sich Rupprechter für später aufgehoben. "Den Jakobsweg habe ich mir für die Pension vorgenommen." Denn dafür braucht man Zeit, die ein Minister nicht hat.

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