Abschied von Busek: "Visionärer Weltbürger, nostalgischer Grätzelwiener"

Der Theologe Paul M. Zulehner (li.) und der Linzer Bischof Manfred Scheuer
Der ehemalige ÖVP-Chef und Vizekanzler Erhard Busek wurde am Wiener Zentralfriedhof beigesetzt.

In Erhard Busek hätten sich ein tiefer Glaube, große Intellektualität und Aktivität für mehr Gerechtigkeit in der Welt miteinander verbunden. So würdigte der Pastoraltheologe und Religionssoziologe Paul Michael Zulehner den am 13. März kurz vor seinem 81. Geburtstag verstorbenen langjährigen Spitzenpolitiker. Gemeinsam mit dem Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer leitete Zulehner am Mittwoch die Begräbnisfeierlichkeiten am Wiener Zentralfriedhof.

Unter anderem nahmen Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP), Vizekanzler Werner Kogler (Grüne), Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka sowie EU-Kommissar Johannes Hahn (beide ÖVP) an der Trauerfeier teil. Ebenfalls Abschied von Busek nahmen Ex-Bundespräsident Heinz Fischer, seine Nachfolger als ÖVP-Chef, Ex-Bundeskanzler Wolfgang Schüssel sowie die Ex-Vizekanzler Wilhelm Molterer und Reinhold Mitterlehner, sowie Buseks Nachfolger als Unterrichts- bzw. Wissenschaftsminister, Martin Polaschek (ÖVP), bzw. als Präsident des Forum Alpbach, Ex-EU-Kommissar Franz Fischler bzw. Ex-Erste-Chef Andreas Treichl. Unter den Trauergästen befanden sich auch der ehemalige tschechische Außenminister Karel Schwarzenberg, der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ), der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter sowie Niederösterreichs Ex-Landeschef Erwin Pröll (beide ÖVP).

"Mut zu Freiheit und Demokratie"

"Er war ein visionärer Weltbürger ebenso wie ein nostalgischer Grätzelwiener", so Zulehner in seiner Predigt in der Lueger-Gedächtniskirche (Karl-Borromäus-Kirche). Und Scheuer würdige Busek, dieser habe Intellektualität mit großer Energie, scharfem Witz und Leidenschaft, aber auch mit persönlicher Wärme und Freundschaft verbunden. "Er hat Mut gemacht zu Freiheit und Demokratie", so der Bischof mit Blick auf Buseks frühe Kontakte in die damals kommunistischen Ostblock-Länder.

Abschied von Busek: "Visionärer Weltbürger, nostalgischer Grätzelwiener"

Auch Zulehner kam auf das europäische Engagement des Verstorbenen zu sprechen. "Er kämpfte für die großen Werte, die in der Geschichte des Kontinents eine prägende Rolle spielten. Freiheit, Gerechtigkeit, Wahrheit und dank aller zusammen Frieden."

Nicht unerwähnt blieb auch - durchaus augenzwinkernd - eine Busek bisweilen zugeschriebene intellektuelle Überheblichkeit. Zulehner zitierte dazu Busek selbst: "Meine Schwäche war immer ein Mangel an Geduld und eine gewisse Arroganz. Ich habe sehr vielen das Gefühl gegeben, dass ich sie für blöd halte. Was auch gestimmt hat."

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