15 Millionen Euro für 100 Brennpunktschulen
In manchen Schulen sind die Herausforderungen besonders groß: Hier gibt es besonders viele Kinder aus Familien, in denen das Geld oft knapp ist. Die Eltern haben oft nur einen Pflichtschulabschluss oder nicht einmal das, viele sprechen zu Hause eine andere Sprache als Deutsch.
Solche Standorte zu unterstützen, ist ein Teil des Regierungsübereinkommens zwischen ÖVP und Grünen. Unter dem Namen "100 Schulen – 1.000 Chancen" wurde ein Projekt entwickelt, das sich zum Ziel gesetzt hat, zu verstehen, wie Schulen mit diesen Herausforderungen umgehen und welche Ressourcen sie für ihre Arbeit brauchen. Das Programm wurde vom Bildungsministerium in Zusammenarbeit mit der Universität Wien aufgesetzt und am Dienstag von Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) gemeinsam mit der grünen Bildungssprecherin Sibylle Hamann und Barbara Schober von der Uni Wien sowie der Schulqualitätsmanagerin aus Oberösterreich, Karin Lang, vorgestellt.
Neu ist: Die zur Verfügung stehenden Mittel werden nicht mit der Gießkanne verteilt. Es geht vielmehr um konkrete Maßnahmen, die nach dem Bedarf vor Ort gesetzt werden. Um diesen Bedarf herauszufinden, begleitet die Universität Wien das Projekt wissenschaftlich. Für Schober ist das angesichts der Corona-Folgen ein besonders wichtiges Projekt: "Wir müssen schauen, dass wir nicht zu viele verlieren."
Gute und schlechte Ergebnisse
Konkret soll es um die Frage gehen: Warum erzielen manche Standorte überdurchschnittlich gute Ergebnisse, während andere besonders schlechte erzielen, obwohl sie eine ähnliche Schülerschaft haben. Diese Erkenntnisse sollen neue und effektivere, bedarfs- und lösungsorientierte Ansätze aufzeigen, die dann auch anderen Schulen zugute kommen.
Auswahl der Schulen
- Das Projekt ist fokussiert auf den Pflichtschulbereich, also Volks- und Mittelschule
- Ausgewählt wurden 100 Volks- und Mittelschulen nach einem Index des Instituts für Qualitätssicherung (IQS) sowie nach Kriterien der Universität Wien
- Kriterien: Alltagssprache der Schülerinnen und Schüler, Bildungshintergrund und soziökonomische Faktoren des Elternhauses
- Wahl fiel auf Schulen, die bei Bildungsstandards unter und über den Erwartungen abschnitten, um aus den Erfolgsfaktoren zu lernen
- Alle Bundesländer sind berücksichtigt
- Teilnahme freiwillig
- Pool von Nachrückern, für Schulen, die nicht teilnehmen wollen
Am Beginn des Projektes analysieren die einzelnen Standorte, wo es konkret Probleme gibt und was wohl die Ursachen dafür sind: Was brauchen die Schulen zum Beispiel, um ihre Herausforderungen besser bewältigen zu können? In welchem Bereich sind sie trotz der schwierigen Bedingungen erfolgreich? Karin Lang hat hierzu ein Beispiel aus der Praxis: "Eine Schule, in der nur wenige Kinder Deutsch als Muttersprache haben, erzielte bei Tests immer überdurchschnittliche Ergebnisse, weshalb wir als Bildungsdirektion uns diesen Standort genauer angeschaut haben. Das Geheimnis des Erfolgs: Dort wurde jeden Tag fünf Minuten mit Kindern in der Einzelbetreuung gelesen." Um so etwas umzusetzen, muss man natürlich den Raum etwas umgestalten: "Hierfür könnte man zum Beispiel die Mittel aus dem Topf verwenden", meint Lang.
Solche Problemstellungen und Lösungsansätze sollen die ausgewählten Schulen jetzt beschreiben und sagen, welche Ressourcen sie benötigen. Sie werden dabei nicht allein gelassen, sondern können dies gemeinsam mit der Bildungsinnovationsstiftung, der Universität Wien und den Schulqualitätsmanagen bewerkstelligen.
Ab dem Sommersemester 2020
Im Laufe des Wintersemesters werden die Konzepte im Bildungsministerium eingereicht und bewertet. Wenn es dringenden Bedarf gibt, kann sofort reagiert werden. Regulär erfolgt die Ressourcenzuteilung von insgesamt 15 Millionen Euro ab dem Sommersemester 2022 und laufen mit Sommersemester 2023 aus. Dabei gibt es viele unterschiedliche Maßnahmen, die unterstützt werden. Dazu gehörten zum Beispiel zusätzliche Lehrkräfte, das Anlegen eines Schulgartens oder ein Um- und Ausbau des Schulgebäudes. Auch Fortbildungsmaßnahmen sowie Sozialarbeiter und Psychologen können aus dem Topf finanziert werden.
Das Schöne an dem Projekt ist laut Sibylle Hamann: "Wir führen hier keine ideologischen Debatten, sondern haben ein Projekt, das vor Ort den Schulen ganz konkret hilft. Oft fühlen sich die Pädagoginnen und Pädagogen allein gelassen, weil ganz Banales fehlt. Das kann man jetzt ändern."
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