Das Heer schützt die Erdölpipelines

Das Heer schützt die Erdölpipelines
In aller Stille bereitet sich das Bundesheer gegen einen möglichen Terroranschlag auf Österreichs Energieversorgung vor.

Strom, Gas, Wasser und Kommunikationsleitungen halten das Leben in Österreich aufrecht. Ein terroristischer Angriff auf eine Schwachstelle hätte verheerende Folgen. In aller Stille bereitet das Bundesheer mit Milizoffizieren, die im Zivilberuf hochrangige Energiemanager sind, die Abwehrmaßnahmen vor.

Einer der besonders sensiblen Orte ist das Tanklager Lobau in Wien. Dort liegt ein Teil der strategischen Ölreserven der Republik. Die Erdöllager-Gesellschaft (ELG) - eine Bundesholding - hat den gesetzlichen Auftrag, Vorräte für 85 Tage bereitzuhalten. Vergangene Woche bot sich den Mitarbeitern des Tanklagers ein ungewohntes Bild. ELG-Manager führten etwa 20 uniformierten Militärs durch die Anlage. Es waren die Verbindungsoffiziere des Bundesheeres, die für die Sicherheit der Energieversorgung der Republik zuständig sind.

Assistenzeinsatz

Verantwortlich für die Energiesicherheit ist natürlich das Innenministerium. Aber im Falle eines Anschlages würde sehr rasch ein Assistenz-Hilfeersuchen ans Heer gehen. Allein die Überwachung der Adria-Wien-Pipeline würde die Kapazitäten der Exekutive übersteigen. Dazu kommen noch eine internationale Pipeline von Triest nach Deutschland und fünf Großtanklager.

Beim Bundesheer bereitet man sich laufend in Form von Übungen auf einen derartigen Einsatz vor. Die werden aber nicht an die große Glocke gehängt, weil die Strukturen der Energieversorgung großteils unter Geheimhaltung fallen.

Beispielsweise werden im Rahmen von Übungen Luftbildaufnahmen von sensiblen Einrichtungen angefertigt, die nachher gleich im Panzerschrank verschwinden. Diese Bilder brauchen im Ernstfall die militärischen Auswertungsoffiziere als Referenzbilder, um eventuelle Angreifer oder Sprengfallen bei Pumpstationen rascher zu erkennen. Bei diesen Übungen wird etwa auch getestet, wie viele Kilometer einer Pipeline ein Luftaufklärer mit dem Hubschrauber abfliegen kann, bis er ermüdet und ausgetauscht werden muss.
Eine entscheidende Rolle bei der Sicherung der Energie-Infrastruktur - egal, ob Öl, Erdgas, Strom, Wasser oder Telekommunikation - leisten die Luftstreitkräfte und die Miliz.

Miliz

Die Luftstreitkräfte führen Luftaufklärung durch und bringen im Anlassfall Spezialkräfte in den Brennpunkt. Und nur die Miliz ist in der Lage, die notwendige Zahl von Soldaten am Boden über einen längeren Zeitraum bereitzustellen. Aus den Berechnungen leitet sich unter anderem die Forderung ab, dass das Bundesheer einen Gesamtrahmen von 55.00 Mann haben muss. Etwa 3000 sensible Schutzobjekte gibt es in Österreich.

Die notwendigen Hintergrundinformationen liefern hochrangige Energiemanager mit Referaten. So stand zuletzt etwa der Vorstand der Energie-Control Austria (E-Control), Walter Boltz, ebenso für Auskünfte zur Verfügung wie Johann Grünberger, Vorstandsdirektor der Oberösterreichischen Ferngas (OÖFG).

Während der vergangenen Woche war die Sicherheit der Erdölversorgung militärischer Planungsschwerpunkt. Bei früheren Aktivitäten gab es schon Schwerpunkte für die Sicherheit der Gas-Infrastruktur und die Stromversorgung. Aber auch ohne Atomkraftwerk gehört in Österreich die nukleare Sicherheitskontrolle zum militärischen Sicherheitsprogramm.

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