Worauf es bei einer guten Impfstrategie ankommt
„Sobald der Impfstoff dänischen Boden berührt, muss er verimpft werden – das ist unser erklärtes Ziel“, sagte die dänische Premierministerin Mette Frederiksen zu Beginn der Impfkampagne – und hielt Wort. Mit Stand 9. Februar waren 2,63 Prozent der dänischen Bevölkerung doppelt geimpft.
Damit stand das Land an der Spitze der Europäischen Union. Mittlerweile hat Malta Dänemark überholt, hält bei 2,75 Prozent. Dass Dänemark nicht noch rascher impft, hängt allerdings nicht mit der fehlenden Infrastruktur zusammen, sondern mit dem Mangel an Impfstoffen.
Eine zentralistische Regierungsform, ausgebaute IT-Infrastruktur und ein modernes Gesundheitssystem ermöglichten dem skandinavischen Staat die europäische Vorreiterrolle. In diesem Fall gilt: Logistik zwar vorhanden, Reserven jedoch nicht.
Zum Vergleich: Österreich hält derzeit (Stand: 12.02., 15 Uhr) bei 1,39 Prozent der Bevölkerung mit vollständigem Impfschutz und liegt damit über dem EU-Schnitt (1,28).
Langsames Tempo
Nach der verpatzten Impfstoffbeschaffung hat die EU diese Woche nachgelegt, 300 Millionen weitere Dosen bestellt. Zwei Drittel der neuen Tranche sollen noch 2021 geliefert werden. Für die übrigen 100 Millionen Dosen ist offiziell noch kein Zeitraum vereinbart worden. Geht man vom derzeitigen Impftempo einiger Staaten aus, käme die Lieferung auch noch 2022 zur rechten Zeit.
Auch wenn durchaus erwartet werden darf, dass sich das Impftempo beschleunigt. Der Abstand auf die Impf-Modellnationen dieser Welt bleibt derzeit dennoch groß, zählt man Großbritannien nicht zu diesem Kreis. In der Momentaufnahme – der britische Impfplan ist ein anderer – sind erst 0,77 Prozent der britischen Bevölkerung zweimal geimpft. Allerdings haben bereits mehr als 13 Millionen Briten (29,24 Prozent) zumindest eine Impfung erhalten, die zweite soll in den kommenden Wochen in großem Stil folgen.
Israel hingegen ist auf bestem Wege zur Herdenimmunisierung, die die WHO dann erreicht sieht, wenn 70 Prozent der Bevölkerung zweimal geimpft wurden: Mehr als ein Viertel der Bevölkerung ist durchgeimpft – nach jetzigem Impftempo wären die 70 Prozent bereits im Mai erreicht. Wahrscheinlich sogar früher.
Auch wenn das Land mit Impfgegnern zu kämpfen hat, hat es die perfekten Voraussetzungen: Ein ausgefeiltes Logistiksystem, eine kleine Fläche und eine Bevölkerung, die es gewohnt ist, in Krisenzeiten an einem Strang zu ziehen. Die Beschwerden wegen Datenschutzverletzungen im Zuge der Impfkampagne stehen auf einem anderen Blatt.
Reiseabkommen
Als positiver Effekt der Impfkampagne sinken die Zahlen der Neuinfektionen und der schweren Verläufe. Neuen Schwung ins Impfrennen sollen neue Anreize wie der „Grüne Ausweis“ bringen. Dessen Träger sollen etwa bestimmte Hotels oder Restaurants wieder besuchen dürfen. Mit Griechenland vereinbarte Israel ein bilaterales Abkommen, wonach Geimpfte in das jeweils andere Land auf Urlaub fliegen dürfen.
Mit „Warp-Geschwindigkeit“ wollen die USA die Reise zur Herdenimmunität hinter sich bringen. Durchschnittlich 1,6 Millionen Dosen verimpfen die Vereinigten Staaten täglich, womit Joe Bidens anfangs ehrgeizige Ankündigung von 1,5 Millionen pro Tag tatsächlich erfüllt wurde.
Problem Logistik
Am Freitag kündigte der US-Präsident an, bis Ende Juli genügend Impfstoff für rund 300 Millionen Menschen zu haben – was für alle Erwachsenen im Land ausreichend wäre. Würde die Impfrate beibehalten, wären binnen zehn Monaten 70 Prozent der Bevölkerung immunisiert (derzeit sind es 3,11 Prozent).
Derzeit sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesstaaten groß – zumindest in Bezug auf den Prozentsatz der doppelt geimpften Personen: 6,5 Prozent aller Einwohner von West Virginia stehen etwa 2,5 in Nevada gegenüber. Während Donald Trump das Rennen um die Impfdosen gemacht hatte, muss sich Biden nun um die Logistik kümmern. Denn diese Herausforderungen und Kosten überließ Trumps Regierung weitestgehend den Bundesstaaten, Bezirken und Kommunen.
Der wahre Impferfolg steht aber noch in den Sternen. Denn inwieweit die sich rasch ausbreitenden Mutationen den weltweiten Impf-Fortschritt beeinträchtigen können, ist noch nicht klar.
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