Wohin mit dem Geld? Milliardäre im Superyachten-Kaufrausch
Lockdowns, Quarantäneregeln, Distanz halten - all diesen Beschränkungen, die die Coronapandemie mit sich brachte, konnten die Superreichen dieser Welt leichter entgehen. An Bord etwa ihrer Luxusyachten.
Auch unter Pandemiebedingungen hat ein privates Schiff von mindestens 50 oder bis zu 140 Metern Länge zweifellos Vorteile: Der Inhaber eines zwei- oder dreistelligen Milliardenvermögens kann die geforderte Distanz auf seiner schwimmenden Ministadt einhalten, gleichzeitig bleiben er und seine Crew auf den Weltmeeren mobil.
Reisebeschränkungen? Gilt nicht für die kreuzenden Megayachten. Yoga-Sitzungen, Fitnesskure, Luxus-Essen, Wassersport - alles mit gebührendem Abstand weiter möglich.
Wenig Wunder also, dass der Markt für Luxusyachten floriert wie nie: Allein heuer wurden bereits 208 Yachten der allerobersten Preisklasse verkauft. "Mit dem Coronavirus haben die Menschen begriffen, dass sich das Leben von einem auf den anderen Moment ändern kann", schildert Marco Valle, Chef der italienischen Reederei Benetti Yachten, der Financial Times. "Sie wollen also den Moment genießen." Ein Genuss, der dem Schiffbauunternehmen in Viareggio eine traumhafte Auftragslage beschert.
Wer eine Luxusyacht bestellt, muss freilich meist einige Jahre darauf warten, bis er an Bord gehen kann. Auch Amazon-Gründer und derzeit mit 190 Milliarden Dollar der reichste Mensch der Welt, Jeff Bezos, wird sich noch eine Weile gedulden müssen. Er lässt derzeit in den Niederlanden eine 127 Meter lange Segelyacht bauen. Der Dreimaster gilt als die größte Segelyacht der Welt. Die geschätzten Kosten dürften Bezos kaum schmerzen: an die 500 Millionen Dollar.
Auf etwa den selben Preis wird das neueste, in Bau befindliche Schiff des russischen Oligarchen Roman Abramowitsch geschätzt. Die "Solaris" mit einer Länge von spektakulären 140 Metern soll ebenfalls rund eine halbe Milliarde Dollar gekostet haben.
Sie verfügt über 48 Kabinen, und bietet Platz für 36 Passagiere und einer Besatzung von 60 Personen. Die "Solaris" ist freilich nicht das einzige Schiff, das der russische Milliardär sein Eigen nennt. Während die Coronakrise die meisten Wirtschaftszweige in die Knie zwang, hat sie das Geschäft mit neuen Luxusyachten also noch beflügelt. Knapp 200 Werften, die derartige Schiffe bauen, gibt es weltweit. Nach Angaben des Superyacht-Magazins Boote-Exclusiv werden derzeit rund 800 Superyachten gebaut - etwa die Hälfte davon in Italien.
Und weil die Branche so gut ausgelastet ist, floriert auch ein zweiter Markt: der Verkauf von Second-Hand-Luxusyachten. Brachenbeobachtern zufolge soll es derzeit kaum Angebote geben, derzeit sei der Markt so gut wie leer gefegt.
Das wiederum wird zu einem Boom in einer weiteren Branche führen - jener der gemieteten Luxusyachten. "Das wird ein Sommer, wie wir ihn seit Anfang der 2000er Jahre nicht mehr gesehen haben", erwartet sich Robert Shepherd, Chef einer Yacht-Vermietungs-Agentur gegenüber dem Magazin Robb Report angesichts des gestiegenen Reichtums so vieler Multi-Millionäre während der Pandemie. Allerdings müssten in Europa erst die Quarantäneregeln für Nicht-Europäer fallen.
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