Wo Maßnahmen greifen – und wo nicht

Kampf gegen das Virus. Wo gehen die Corona-Zahlen zurück, wo nicht? Der KURIER gibt einen weltweiten Überblick.

Drei Monate ist es her, dass China den Kampf eröffnen musste. Das Riesenreich hat die wohl drakonischsten Maßnahmen ergriffen: Die Region Wuhan wurde für mehr als sechs Wochen abgeriegelt, auch in anderen Regionen, wurde das öffentliche Leben komplett stillgelegt. Wer das Haus verließ, wurde bestraft, Essen wurde zugestellt, die Menschen wurden massenhaft getestet. Mit Erfolg: Am Donnerstag meldete China, dass es erstmals keine Ansteckungen innerhalb des Landes gab – nur Einschleppungen aus dem Ausland.

Angst um den Süden

Ganz anders die Lage in Italien. Das Land wurde erst vor zehn Tagen in Lockdown-Modus gebracht, viel zu spät. In der Lombardei ist das Gesundheitssystem gekippt. Der Trend geht zwar langsam nach unten, allerdings nicht stark genug: Die Universität Genua rechnet mit einem weiteren Anstieg der Fälle bis 25. März, erst dann sei der Peak erreicht. Dazu kommt: Im Süden beginnen die Fälle zu steigen, da viele Norditaliener sich noch kurz vor dem Lockdown in den Süden begeben haben.

Im Iran ist es schwer zu sagen, wie die Maßnahmen wirken: Zwar sind Schulen und Unis geschlossen, Touristenhotspots wie Museen aber nicht zur Gänze. Weitere Reisen sind untersagt, die Menschen sind aufgefordert, Abstand zu halten. Doch da das Land von Beginn der Krise an nicht genügend Tests hatte, ist die Dunkelziffer hoch.

Madrid als Hotspot

Spanien hat vor vier Tagen ähnliche Maßnahmen wie Italien ergriffen – das ganze Land steht quasi unter Quarantäne. Vor allem in Madrid, dem Hotspot des spanischen Ausbruchs, wird scharf kontrolliert. Ob das wirkt, ist derzeit nicht abzusehen.

Deutschland hat nach wie vor nur gewisse Landstriche unter Quarantäne gestellt, und die Politik bleibt beim Appell: Trotz mehr als 13.000 Fällen im Land gibt es keine Ausgangssperre für alle. Das liegt daran, dass die Länder da viel mitzureden haben; deswegen wurden auch die Schulschließungen nicht überall zeitgleich vorgenommen. Bei den Menschen scheinen die Appelle jedenfalls nicht anzukommen: In Berlin sitzen nach wie vor Menschen gruppenweise in den Parks, in Bayern wurden Coronapartys gefeiert.

Südkorea hat aufgrund der Erfahrungen mit MERS 2015 extrem schnell reagiert: Drei Tage nach dem ersten Fall wurde die höchste Alarmstufe ausgerufen, Besucher wurden sofort unter Quarantäne gestellt. Kontaktketten wurden schnell ermittelt, allerdings gab es keine kompletten Ausgangssperren. Der Fokus in Südkorea lag auf Tests: Die Menschen wurden massenhaft untersucht, jene mit Infektionen meist in Spitälern untergebracht. Das hat gewirkt – zwar gibt es lokal immer wieder kleinere Ausbrüche, eine massenhafte Epidemie blieb aber aus.

Paris: Bars noch voll

Frankreich hat lange gezögert und erst vor etwa einer Woche Schulen und Universitäten geschlossen. Rausgehen darf man, ähnlich wie in Österreich, noch immer, wenn auch nur mit einer schriftlichen Begründung. Die Franzosen wollten sich ihre Lebenslust nämlich lange nicht nehmen lassen: Als Präsident Macron am Samstag Barschließungen ankündigte, waren eben diese Lokale noch alle komplett voll. Ob nun angezogene Daumenschrauben wirken, kann sich laut Experten erst in einigen Wochen zeigen.

USA: Hohe Dunkelziffer

Die USA haben bis vor kurzem so gut wie gar nichts gegen die Epidemie unternommen – und das verfälscht die Zahlen, weil so gut wie gar nicht getestet wurde. Wie in vielen anderen Ländern ist deshalb die Dunkelziffer an Infizierten weit höher als die offiziellen Angaben. In vielen Regionen fürchtet man sich darum vor einer medizinischen Katastrophe wie in der Lombardei. Die betroffenen Regionen haben nun meist mit ähnlichen Mitteln wie in Europa reagiert – das öffentliche Leben wurde lahmgelegt.

In der Schweiz hat sich die Lage rasch zugespitzt – doch auch hier waren die Behörden lange nicht sicher, was zu tun ist: Erst vor zwei Tagen wurde das öffentliche Leben stillgelegt. Seither gelten Regeln wie in Österreich, die Fallzahl ist aber deutlich höher. Politiker rufen nach mehr Tests, um die Lage unter Kontrolle zu bringen.

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