Welche Länder am meisten von Trump 2.0 zu befürchten hätten
Deutschland mag er nicht, daraus hat Donald Trump nie ein Hehl gemacht. Schon als US-Präsident hatte er immer wieder gegen das Land seiner Vorfahren geätzt: gegen einen Staat, der in seinen Augen sicherheitspolitisch auf dem NATO-Trittbrett mitfährt, während die US die Lasten schultern müssten – und dabei auch noch enorme Exportüberschüsse erwirtschaftet.
Sollte der 77-jährige Republikaner nächsten Jänner wieder als Herr im Weißen Haus angelobt werden, dürfte er kaum weniger giftig gegen Berlin austeilen (siehe Artikel rechts).
Doch es gibt eine ganze Reihe von Staaten, die in der Ära Trump 2.0 die Wut des 47. Präsidenten der USA noch stärker fürchten müssten. Eine Schwesterfirma (EIU) des britischen economist hat auf Basis verschiedenster Wirtschaftsdaten eine Liste jener Handelspartner erarbeitet, die von einer zweiten Amtszeit Donald Trumps am heftigsten betroffen wären. Dabei ganz oben auf der Liste: Mexiko.
Die größte Sünde
Die in den Augen Trumps größte „Sünde“: Mexiko hat im Vorjahr einen größeren Handelsüberschuss gegenüber den USA erzielt als China – mit 152 Milliarden Dollar war Washington gegenüber seinem südlichen Nachbarn im Minus.
Dazu kommt der Ärger über die nicht enden wollende, illegale Einwanderung über die mexikanische Grenze. Dass Mexiko den heiligen Zorn Trumps zu spüren bekommen wird, liegt nahe – doch dass er zu schmerzhaften Strafzöllen greifen wird, gilt als eher ausgeschlossen.
„Mexiko ist zusammen mit den USA und Kanada in einer Freihandelszone, darin kann man nicht einfach einen Staat zu Zöllen verdonnern – wenn man auch bei Trump nie genau weiß“, sagt Wirtschaftsforscher Harald Oberhofer. „Der Druck der US-Industrie auf Trump wird relativ groß werden, das nicht zu tun, weil sie doch auf Vorleistungen und Zulieferprodukte aus Mexiko angewiesen ist“, führt Oberhofer gegenüber dem KURIER aus.
60 Prozent Zoll
Vielmehr vermutet er, dass sich der Fokus Trumps vor allem gegen China richten würde: 60 Prozent Zoll auf alle chinesischen Importe hat der republikanische Präsidentschaftskandidat Peking schon jetzt im Wahlkampf angedroht. „Zölle sind die Waffe, die man hat, und die werden auch verwendet“, sagt Wirtschaftsexperte Oberhofer.
Und wie Trump agiere, habe man ja schon vier Jahre lang beobachten können. „Beim nächsten Mal kann es vielleicht noch radikaler werden.“ Mit sanftem Vorgehen gegenüber dem mächtigsten Konkurrenten kann niemand in den USA Wahlen gewinnen.
Die größten Sorgen
bei einer Wiederwahl Donald Trumps zum US-Präsidenten müssten nach einem Ranking des economist folgende, mit den USA befreundete Länder haben: Beginnend mit Mexiko, gefolgt von Costa Rica, Deutschland, Dominikanische Republik, Panama, China, Japan, El Salvador
Was Trump nicht verzeiht
sind große Handelsüberschüsse gegenüber den USA. Das bekommen vor allem China, Mexiko und die EU zu spüren. Wütend ist er auch über Länder, aus denen illegale Migranten kommen: Mexiko, Venezuela, El Salvador etc. Und da wären noch die Staaten, die aus Sicht Trumps zu wenig für Verteidigung zahlen: Japan, Südkorea, NATO-Staaten wie Deutschland.
„China und die USA fechten einen Systemwettbewerb um die wirtschaftliche Vormachtstellung in der Welt aus – und Europa steht dabei nur auf der Seitenlinie“, schildert Oberhofer.
Trotzdem würde Europa in Trumps zweiter Amtszeit ein paar Unfreundlichkeiten um die Ohren gedonnert bekommen: 10 Prozent Zoll auf alle Importe in die USA fordert Trump ein. „Mit den Regeln des internationalen Welthandelssystems ist das natürlich nicht in Einklang zu bringen, aber Trump sind ja internationalen Organisationen nicht wichtig“, gibt Oberhofer zu bedenken. Um das „unfaire“ Deutschland stärker zu treffen, könnte Trump gezielt Strafzölle auf jene Exportprodukte aufdoppeln, wo Deutschland besonders stark ist: Verbrennerautos, Lkw, große Baumaschinen.
Und Österreich? Die USA seien nach Deutschland der zweitwichtigste bilaterale Exportmarkt Österreichs, sagt Oberhofer. Sollten die USA unter Trump also Zölle auf Industrieprodukte einheben, „kann uns das natürlich wehtun“.
Und zu spüren bekäme Österreich auch die Effekte eines veritablen – und durchaus wahrscheinlichen – Handelskrieges zwischen China und den USA. Der Schock über amerikanische Zölle und wiederum chinesische Gegenstrafmaßnahmen würde den gesamten Welthandel negativ beeinflussen.
Wirklich grantig ist Trump aber auch mit jenen verbündeten Ländern, die aus seiner Sicht zu wenig für die eigene Verteidigung zahlen und im Gegenzug dafür die USA zur Kasse böten: Japan, Südkorea – und nicht zuletzt wieder Deutschland.
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