Harris´ Vize Tim Walz: Der China-Versteher aus dem Mittleren Westen
Seine militärische Laufbahn in der National-Garde haben sie bereits in Windeseile zerpflückt und teilweise mit nachweisbar falschen Behauptungen (Flucht in die Politik vor einer bevorstehenden Stationierung seiner Einheit in Kriegsgebieten) in ein schiefes Licht zu rücken versucht. Bisher vergeblich.
Ab sofort steht Tim Walz, frisch gebackener Vize-Präsidentschaftskandidat von Kamala Harris, bei Donald Trump und den Republikanern wegen einer für Amerikaner eher seltenen Qualifikation/Erfahrung/Expertise in der Schusslinie.
Walz hat China Dutzende Male bereist
Der 60-jährige demokratische Gouverneur des Bundesstaates Minnesota hat seit Anfang der 90er-Jahre nach eigenen Angaben rund 30 Mal China bereist, den heutigen ökonomischen und geopolitischen Gegenspieler Nr. 1 der Vereinigten Staaten.
Er spricht (leidlich) Mandarin und Kantonesisch. Seine Hochzeit mit seiner Jugendliebe Gwen Whipple legte er bewusst auf den 5. Jahrestag (4. Juni 1994) des Massakers auf dem Pekinger Tiananmen-Platz. Grund: Er wollte einen Tag wählen, an den er sich laut seiner Frau "immer erinnern wird". Die Flitterwochen verbrachte das Paar ebenfalls im Land der großen Mauer.
Das Interesse an China wuchs bei Walz in jungen Jahren. Unter dem Dach der renommierten Harvard-Universität ging er als frisch ausgebildeter Pädagoge von 1989 bis 1990 an eine Mittelschule in die Provinz Guangdong in der Nähe Hongkongs und unterrichtete in der Stadt Foshan Hunderte Schüler in Englisch.
Nach seiner Rückkehr berichtete er Zeitungs-Reportern in Minnesota mit Begeisterung von seinen Erfahrungen, lobte seine Gastgeber als "freundlich, großzügig und fähig". Damals noch Jahrzehnte entfernt von einer politischen Karriere, sagte Walz über die Zukunftsperspektive des Riesenreichs: "Wenn sie die richtige Führung hätten, gäbe es keine Grenzen für das, was sie erreichen könnten." Walz, so berichten Wegbegleiter, war stets am zwischenmenschlichen Austausch interessiert, die Regierenden in China und ihre repressiven Methoden habe er stets vehement abgelehnt.
Walz gründete ein Reisebüro
Im Sinne der Völkerverständigung gründete er später mit seiner Frau ein Reisebüro, das für amerikanische Schüler Aufenthalte in China organisierte; was anteilig von der Regierung in Peking kofinanziert wurde.
Dieses lange zurückliegende Kapitel in seinem Leben fällt Walz im hochtoxischen Präsidentschaftswahlkampf jetzt vor die Füße. Republikanische Senatoren in Washington wie Tom Cotton verlangen von ihm Rechenschaft abzulegen über seine angebliche "Zusammenarbeit mit der Kommunistischen Partei Chinas".
Richard Grenell, Ex-US-Botschafter in Berlin und in einem etwaigen Kabinett Trumps als Außenminister im Gespräch, behauptet auf dem Portal X, das "kommunistische China" sei "sehr glücklich mit Tim Walz als Kamalas VP-Wahl". Denn "niemand ist mehr pro China als der Marxist Walz".
Andere aus dem Trump-Orbit gehen so weit und verdächtigen Walz, eine Art Geheim-Agent für die chinesische Regierung zu sein. Sie nehmen dem zweifachen Familienvater übel, dass er einmal sagte, Amerika und China müssten sich nicht automatisch als Gegner begreifen.
Treffen mit dem Dalai Lama
Derlei Verunglimpfungen sind nicht nur "gegenstandslos", kommentieren US-Medien. Sie ließen auch außer Acht, dass Tim Walz als Abgeordneter im Kongress von Washington in Gremien tätig war, die Menschenrechtsverstöße in China thematisierten und dss er zwei (aus Sicht der chinesischen Staatsdoktrin) Todsünden beging: Er traft sich mit dem religiösen Führer Tibets, dem Dalai Lama, wie auch dem Hongkonger Demokratie-Verfechter Joshua Wong. ^
Aus seiner regionalen Verantwortung als Gouverneur erklärte Walz noch im vergangenen Jahr, dass in seinem Bundesstaat chinesische Investitionen unerwünscht seien.
Was niemand aus den Reihen der Republikaner sagt, so ein konservativer Analyst in Washington auf Anfrage: "Ein amerikanischer Vize-Präsident, der im politischen Spitzenpersonals Washingtons mit Abstand die meiste gelebte, nicht nur angelesene Erfahrung mit China hat, könnte für die angespannten Beziehungen zwischen beiden Ländern vielleicht sehr von Vorteil sein."
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