"In den Tod geschickt"
Auf einem Video sagt ein Russe laut Times im Telefonat zu seiner Mutter: "Sie haben uns in den Tod geschickt, jeder tötet jeden." "Wir sind Kanonenfutter", sagt ein 19-jähriger Gefangener. Ein anderer berichtet, es sei ihnen nicht erlaubt gewesen, die Körper ihrer gefallenen Kollegen zu beerdigen. Und: Die Soldaten wurden offensichtlich unter falschen Vorwänden in den Angriffskrieg gelockt. Man habe ihnen gesagt, sie würden in der Ukraine "Trainingsübungen durchführen", den Frieden erhalten oder Kiew sichern, weil Präsident Wolodimir Selenskij zurückgetreten sei, heißt es etwa.
Laut russischen Angaben sind bisher 498 Soldaten beim Angriff auf die Ukraine gestorben, laut ukrainischen 9.000. Die Wahrheit? Liegt wohl irgendwo in der Mitte, die russischen Verluste sind jedenfalls empfindlich hoch. Gefangene russische Soldaten dürfen laut ukrainischem Verteidigungsministerium jedenfalls wieder nachhause – wenn sie von ihren Müttern aus der Ukraine abgeholt werden.
Falscher Vorwand
Russland verfügt über 900.000 Soldaten, 250.000 sind schlecht trainierte Rekruten. 200.000, darunter wohl viele Teenager, kämpfen aktuell in der Ukraine. Die New York Times berichtete von Russen, die ausgehungert und ohne Kampfmoral ihre eigenen Fahrzeuge sabotieren, Löcher in die Tanks schlagen. Abgefangene russische Kommunikation der britischen Geheimdienstunternehmens ShadowBreak zeugt von russischen Truppen, die sich Befehlen widersetzen, weinen, einander anschreien. In einem Fall soll es gar zu einer Schießerei gekommen sein.
Natürlich werden die Videos von ukrainischer Seite kräftig über verschiedenste Accounts geteilt. Es ist nicht klar, ob die russischen Soldaten ihre Aussagen völlig freiwillig treffen. Auch die Ukraine ist mittlerweile Teil des Informationskrieges.
Die Union der Komitees der Soldatenmütter Russlands, eine Menschenrechtsorganisation in Moskau, die sich um Missstände in der russischen Armee kümmert, kritisiert, dass viele Soldaten ausgetrickst worden seien und nicht wussten, dass sie die Ukraine angreifen würden. Sie seien unter dem Vorwand an die ukrainische Grenze gereist, Übungen abzuhalten.
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