"Wind of Change" und "My Way": Die Hitparade der scheidenden Kanzler

Angela Merkel
Von schnulzigen Herzensbrecher über Schlager bis zu hartem Rock: Welche musikalische Begleitung sich die scheidenden Kanzler anlässlich ihres Zapfenstreichs gewünscht haben.

Traditionell werden scheidende Bundespräsidenten, Bundeskanzler sowie Verteidigungsminister in Deutschland von der Bundeswehr mit einem Großen Zapfenstreich, einer feierlichen Militärzeremonie, verabschiedet. Und traditionell dürfen die Verabschiedeten drei Musikwünsche äußern, die meist von den Medien zerpflückt und interpretiert werden. Bei den Feierlichkeiten heute Abend ist das nicht weniger so.

Es folgt eine (subjektiv gewertete) Hitparade anlässlich Merkels Großem Zapfenstreich mit den besten Musikwünschen der deutschen Alt-Kanzler.

9. "Für mich soll‘s rote Rosen regnen" (Hildegard Knef)

Das Chanson von 1968 ist wohl als kleines Augenzwinkern von Angela Merkel zu verstehen. Ist das Lied ein dezenter Hinweis auf ihre Laufbahn, von "Kohls Mädchen" zur prägenden Persönlichkeit der Weltpolitik? Deuten Zeilen wie "Ich sollt mich fügen, begnügen / Ich kann mich nicht fügen / Kann mich nicht begnügen / Will immer noch siegen / Will alles, oder nichts" doch eher auf kommende Aufgaben hin? Und ist das schon Feminismus? Oder soll der Titel einfach nur Vorfreude auf den anstehenden Ruhestand ausdrücken?

8. "Over the Rainbow" (Judy Garland)

Herzzerreißend: Der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff wünscht sich 2012 zum Zapfenstreich neben "Over the Rainbow" von Judy Garland und dem "Alexandermarsch" von Andreas Leonhardt noch die Titel "Ode an die Freunde" von Ludwig van Beethoven und "Da berühren sich Himmel und Erde" von Christoph Lehmann.

7. "My Way" (Frank Sinatra)

Kitschig: "And now the end is near..." – "Jetzt wo das Ende naht..." Mit diesen Worten ließ sich Merkels Vorgänger Gerhard Schröder (SPD) verabschieden. Seine Frau Doris wählte für ihn die Lieder aus, eigentlich sollten sie eine Überraschung für Schröder werden, doch dann sickerte die Auswahl schon vorher durch.

6. "Wind of Change" (Scorpions)

Etwas zu schnulzig war die Liederwahl von Ursula Von der Leyen: Ja, auch die Präsidentin der Europäischen Kommission kam in den Genuss eines Zapfenstreichs. Sie war 2013 bis 2019 Verteidigungsministerin Deutschlands. Weitere Wunschhits waren die von Mozart vertonte mittelalterliche Hymne "Ave Verum" und – wenig überraschend – die Europahymne "Ode an die Freude" aus der neunten Sinfonie Ludwig van Beethovens. Die Scorpions kommen übrigens wie Von der Leyen selbst aus Niedersachsen.

5. "Live is Life" (Opus)

Ja, auch ein österreichischer Hit hat es in die Playlist geschafft: 2014 hat sich der frühere Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) "Live is Life" der Popgruppe Opus gewünscht. Außerdem: "Wir.Dienen.Deutschland", die Erkennungsmelodie der Bundeswehr, und das ökumenische Kirchenlied "Großer Gott wir loben dich" von Ignaz Franz. Letzteres ist übrigens auch Merkels dritter Wunschsong. Kirchenlieder gehören neben militärischer  Marschmusik zu den Klassikern beim Großen Zapfenstreich – vor allem bei CDU-Politikern.

4. "Die Moritat von Mackie Messer" (Dreigroschenoper)

Noch ein Platz für Gerhard Schröder, weil ein echter Kult-Song: "Die Moritat von Mackie Messer“ aus Bertold Brechts "Dreigroschenoper". Als die Bundeswehr den Song spielte, soll ein zufriedenes Grinsen über das Gesicht des Kanzler gehuscht sein. Anschließend folgte das swingend-leichte Wiegenlied "Summertime" von George Gershwin, indem ein Vater über den Schlaf seines kleinen Kindes wacht.

3. "Du hast den Farbfilm vergessen" (Nina Hagen)

Die Überraschung auf Angela Merkels Wunschzettel: ein DDR-kritischer Hit von Punksängerin Nina Hagen aus dem Jahr 1974. Wobei allerdings höchstens der Musikstil verwunderlich ist, weniger der Umstand, dass Angela Merkel als erste ostdeutsche Bundeskanzlerin einen Gruß an das Land schickt, in dem sie aufgewachsen ist. Bereits bei den Feierlichkeiten zum Tag der deutschen Einheit in diesem Jahr sprach Merkel ungewohnt persönlich über ihre DDR-Herkunft und die damit verbundenen Erfahrungen.

2. "Smoke on the Water" (Deep Purple)

Karl-Theodor zu Guttenberg mochte schon immer das Rampenlicht. Selbiges gilt für seinen Wunschsong: Er wünschte sich 2011 einen der bekanntesten Hits der Rockgeschichte, nämlich den Titel "Smoke on the Water" von der Band Deep Purple. Der Song ist fast auf den Tag genau so alt wie Guttenberg. Davor wollte er den Marsch "Großer Fürst" hören. Nach dem Rocksong wurde der Marsch "König Ludwig II" vorgetragen.

1. "Time to Say Goodbye" (Andrea Bocelli)

Ein Herzensbrecher wurde 2009 gespielt: Franz Josef Jung, von 2005 bis 2009 Verteidigungsminister, wünschte sich neben drei Märschen das Lied "Time to Say Goodbye" von Andrea Bocelli.

Kommentare