Wie Trump Wahlhelfer terrorisieren ließ, um im Amt zu bleiben

Todesdrohungen am Telefon, per Brief oder via E-Mail, rassistische Beleidigungen, Haus-Belagerungen, Einschüchterungen von Familienmitgliedern: Das ist nur ein Teil der Repressalien, die Wahl-Helfer in den USA nach der Präsidentschaftswahl 2020 erleiden mussten.
Der Zorn von Donald Trump und seinen Anhängern traf jene, die sich geweigert hatten, den Wahlsieg von Joe Biden nachträglich zu manipulieren. Einige leiden noch heute unter Angstzuständen und der Sorge vor Verfolgung durch Trump-Anhänger, wie aus ihren Aussagen im Untersuchungsausschuss zum Sturm auf das Kapitol hervorgeht.
So erklärte der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses von Arizona, Rusty Bowers, dass er es bis heute an Wochenenden vor seinem Privathaus mit Demonstranten zu tun bekommt, die ihn und seine Familie geradezu tyrannisieren. „Ich bin als pädophil, pervers und korrupt beleidigt worden“, sagte der langjährige Konservative sichtlich um Fassung ringend.
Zuvor hatte Bowers geschildert, wie Trump-Mitarbeiter – darunter einer der Anwälte des Ex-Präsidenten – ihn persönlich bedrängt hatten, Bidens Sieg in Arizona durch die Beglaubigung einer neuen Wahlmänner-Liste nachträglich zu verändern. Bowers weigerte sich standhaft, sprach von einem „Zirkus“ und bekräftigte, er werde nicht seinen Amtseid für haltlose Behauptungen brechen. „Ich wollte nicht durch Betrug gewinnen“, schrieb er in ein Tagebuch, aus dem er in der live im Fernsehen übertragenen Sitzung hoch emotionalisiert vorlas.
Schutz durch das FBI
Robert Sinners, ein früherer Mitarbeiter der Trump-Kampagne, sagte, er habe sich in Trumps Störmanövern gegen die amerikanische Demokratie wie ein „nützlicher Idiot“ gefühlt. Gabe Sterling, seinerzeit einer der obersten Wahlverantwortlichen im Bundesstaat Georgia, berichtete, wie ihm von Trump-Anhängern mit dem Tod durch Erhängen gedroht wurde. Sterling versagte bei seiner Zeugenaussage mehrmals die Stimme.
Am dramatischsten war aber der Auftritt der schwarzen Wahlbediensteten Shaye Moss aus Georgia. Sie erhielt mehrfach Todesdrohungen und traut sich nach eigenen Worten seit der Wahl nicht mehr aus dem Haus oder in den Supermarkt. „Mein Leben ist seitdem auf den Kopf gestellt“, sagte Moss, die nach eigenen Angaben durch Depressionen 30 Kilogramm zugenommen hat.
Ihrer Mutter Ruby Freeman, ebenfalls eine Wahlbeamtin aus Fulton County in der Nähe von Atlanta, wo Trump persönlich einen Hotspot des angeblich gegen ihn gerichteten Wahlbetruges ausmachte und verschiedene Funktionäre namentlich angriff, erging es noch übler.
Nach der Präsidentschaftswahl 2020 kam die Bundespolizei FBI auf sie zu und forderte sie auf, ihr Haus für zwei Monate zu verlassen, weil ihr Leben in Gefahr sei. Unter Tränen erklärte die Afroamerikanerin, wie furchtbar es sei, vom Präsident der Vereinigten Staaten persönlich ins Visier genommen zu werden.
Dank von Trumps Partei
Bennie Thompson, der demokratische Ausschuss-Vorsitzende, warf Trump eine „unerbittliche, zerstörerische Druckkampagne“ vor. Die Aussagen der Wahlverantwortlichen waren laut US-Kommentatoren der bisher eindrucksvollste Beleg dafür, dass Trump die US-Demokratie tatsächlich aus den Angeln heben wollte.
Selbst Liz Cheney, die einzige Republikanerin im U-Ausschuss, bedankte sich bei Moss und Freeman für ihre staatsbürgerliche Standhaftigkeit. Sie haben gezeigt, dass sich unsere Institutionen nicht selbst verteidigen, sagte Cheney: „Es sind Menschen, die das tun.“
Kommentare