Ab Mitte Dezember sollen die Zentren deutschlandweit einsatzbereit sein, kündigte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vergangene Woche an - auch wenn bislang in der EU noch kein Corona-Impfstoff zugelassen ist. Das Mainzer Unternehmen Biontech und sein Partner Pfizer sowie der US-Konzern Moderna haben die Zulassung für ihre Vakzine bereits beantragt. Laut Spahn hat sich Deutschland über die EU-Kommission oder bilaterale Verträge und Optionen mehr als 300 Millionen Impfdosen gesichert.
An Spekulationen, wann der Impfstoff dann tatsächlich nach Deutschland kommt, will sich Albrecht Broemme nicht beteiligen. Nur so viel weiß er schon: Die Hauptstadt bekommt zunächst 900.000 Impfdosen, die für zwei Durchgänge reichen. 21 Tage nach der ersten Impfung werden die Menschen zur Auffrischung eingeladen. Insgesamt sollen in der ersten Phase 400.000 Menschen geimpft werden, 50.000 durch mobile Teams, die den Stoff in Spitälern und Altenheimen verteilen.
Bei der Frage, wer zuerst dran sein könnte, berät ein Gremium aus Ethikrat, Nationaler Wissenschaftsakademie Leopoldina und Ständiger Impfkommission die deutsche Bundesregierung. Laut ihren bisherigen Plänen sollen Risikogruppen wie Senioren und Menschen mit Vorerkrankung vorrangig geimpft werden, aber auch Medizin- und Pflegepersonal sowie Menschen in systemrelevanten Berufen zur Aufrechterhaltung staatlicher Funktionen und des öffentlichen Lebens, dazu zählt man Polizistinnen und Polizisten, genauso wie Lehrpersonal.
Dass Großbritannien nun vorprescht und schon ab Dienstag impfen lassen will, überrascht Broemme. "Leider wird mit der Impfgeschichte viel Politik gemacht." Er ist skeptisch, ob das bei den Briten nun alles so funktioniert. Denn alleine die Lagerung des Stoffes ist äußerst kompliziert, weiß er zu berichten. Da er sehr speziell ist, kann er nicht einfach in den Arztpraxen verimpft werden. In Berlin wird er an einem geheimen Ort in Kühlschränken bei minus 75 Grad aufbewahrt – und ist, solange er in den Glasampullen lagert, mehrere Tage haltbar. Sobald er aber verdünnt und in der Spritze aufgesogen wird, hält er nur wenige Stunden.
Etwa 20.000 Dosen am Tag sollen in jedem der Zentren verimpft werden. Dazu braucht es auch viel Personal: Ärzte, Sanitäter, ebenso Wachleute - denn man müsse mit Impfgegnern und gewaltbereiten Störern rechnen, sagt der Projektleiter und ergänzt: Es werde an einem entsprechenden Sicherheitskonzept gearbeitet.
Von den 200 bis 300 Menschen, die pro Zentrum als Helfer benötigt werden, könnten einige aus Branchen kommen, die von der Pandemie schwer getroffen sind. Broemme glaubt, dass man auch bei den Airlines Lufthansa oder Easyjet fündig wird, da dort Personal arbeitslos oder in Kurzarbeit ist. Bis Mai soll das Impfen in den Berliner Zentren jedenfalls abgeschlossen sein, dann geht der Prozess an die niedergelassenen Ärzte über - und Albrecht Broemme will sich wieder seiner Gartenarbeit widmen.
Kommentare