"Wie Klassenfahrt": EU-Abgeordnete im ersten Nachtzug nach Brüssel

Die Abgeordneten in Brüssel
Um das Klima zu schonen, reisten österreichische Mandatare mit dem neuen Nachtzug aus Wien an und wurden jubelnd empfangen.

Mit einem roten Teppich wurden am Montagvormittag in Brüssel nicht etwa Filmstars empfangen, sondern EU-Abgeordnete aus Wien. Bereits lange vor der für elf Uhr erwarteten Ankunft des ersten Nachtzuges aus Wien seit 2003 hatten sich Journalisten, Schaulustige, Politikerkollegen und sogar eine Musikkapelle am Bahnhof eingefunden.

Jungfernfahrt des Nightjets von Wien nach Brüssel

Um das Klima zu schonen, hatten sich die Abgeordneten von ÖVP, SPÖ, FPÖ und Grünen Sonntagabend per Zug auf den Weg nach Brüssel gemacht. Vor ihnen lagen 14 Stunden, die sie nach eigenen Angaben durchaus launig fanden."Es war wie eine Klassenfahrt", sagte etwa Othmar Karas (ÖVP) dem KURIER nach der Ankunft in der belgischen Hauptstadt.

Umweltfreundlich von Wien nach Brüssel

Simone Schmiedtbauer, ebenfalls ÖVP, fand Gefallen an den parteiübergreifenden Gesprächen am Gang des Zuges, für die die Reise ausreichend Zeit bot. Sie werde sicher öfter mit dem Zug anreisen. Er habe einmal ausreichend geschlafen, freute sich Parteikollege Lukas Mandl

 

"Wie Klassenfahrt": EU-Abgeordnete im ersten Nachtzug nach Brüssel

Lukas Mandl, Angelika Winzig, Simone Schmiedtbauer

"Der Nachtzug von Wien nach Brüssel ist eine Inspiration, die zu einer EU-weiten Renaissance des Schienenverkehrs beitragen wird“, meinte Monika Vana von den Grünen.

Und auch der Vertreter der EU-Kommission in Wien, Martin Selmayr, der die Abgeordneten gemeinsam mit ÖBB-Chef Andreas Matthä begleitet hatte, fand lobende Worte - übte aber auch leise Kritik an der langen Fahrzeit. „Um Dienstreisenden die nötige Flexibilität zu bieten, wäre es (...) vorteilhaft, den Fahrplan noch deutlich auszuweiten und die Zugtaktung zu erhöhen“, sagte er.

Andreas Schieder (SPÖ) hält es zudem für dringend notwendig, dass die Streckenkapazitäten so frei gegeben werden, dass man vor allem im belgischen Teil schneller fahren könne. „Dann wäre es auch möglich, zwei Stunden früher in Brüssel anzukommen“, so Schieder.

Laut Greenpeace verursacht ein Flugpassagier auf der rund 1000 Kilometer langen Strecke von Wien nach Brüssel 410 kg CO2, ein Fahrgast des Nightjet hingegen nur 40 kg. Der mit Sitz-, Liege- und Schlafwägen ausgestattete Zug wird künftig Sonntag- und Mittwochabend von Wien nach Brüssel fahren - und am Tag darauf retour.

Das günstigste Sparschiene-Ticket kostet 59,90 Euro, wer alleine im Single-Deluxe-Abteil mit Dusche, WC und Frühstück reisen will muss 249 Euro hinlegen.

Die ÖBB haben vor drei Jahren das Nachtzuggeschäft der Deutschen Bahn teilweise übernommen und bauen ihr Netz weiter aus. Neben den bestehenden Zielen wie Berlin, Hamburg, Zürich, Rom, Venedig und nun Brüssel werden auch Verbindungen nach Skandinavien oder Spanien überlegt. 

Wie ÖBB-Chef Matthä am Montag in Brüssel mitteilte, soll es dieses Jahr jedenfalls eine Verbindung zwischen Wien und Amsterdam geben.

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