Wahrscheinlich, weil er gerade alle Hände voll zu tun hat. Die Idee, es den Griechen nachzumachen und auch in Italien die Bewohner der kleineren Inseln bei der Impfkampagne vorzuziehen, damit die Touristen kommen können, hat für heftige Reaktionen seitens der Präsidenten vieler Regionen gesorgt. „Es kann nicht sein, dass einige Regionen bevorzugt werden“, wetterte Stefano Bonaccini, Präsident der Region Emilia-Romagna. Warum sollten Ischia, Capri, Pantelleria, die Äolischen Inseln und Elba Touristen empfangen können, während besonders die bei den Jugendlichen beliebten Badeorte wie Rimini und Riccione leer ausgehen, fragte sich der Politiker.
Der Protest ist parteiübergreifend. Bonaccini ist von der Demokratischen Partei. Der Präsident der Region Veneto, Luca Zaia, gehört zur Lega und antwortet auf die Frage, was er von der Idee seines Parteifreundes Garavaglia halte, sarkastisch: „Ich bin voll und ganz für Covid-freie Inseln. Unsere heißt Veneto.“
Der Veneto sei nämlich die „Ferieninsel“ schlechthin. Von den Dolomiten und dem Gardasee, über die Kunststätte Venedig bis hin zur Adriaküste biete sie eine Vielfältigkeit, wie keine andere in Italien. Auch Zaia fürchtet die Konkurrenz der Covid-freien Inseln, besonders was die Adriaküste betrifft. 2019 zählte der Veneto 71 Millionen Übernachtungen, davon knapp 30 Millionen am Meer. „Ein Phänomen, das besonders den deutschen und österreichischen Besuchern zu verdanken ist, die voriges Jahr aber um 54 bzw. 61 Prozent gesunken sind“. Insgesamt hat der Veneto 2020 68 Prozent seiner ausländischen Besucher eingebüßt.
Smart Working und Dolce Vita
Für Garavaglia ist die ganze Aufregung nur ein Sturm in einem Wasserglas. Zu zeigen, dass auch in Italien diese Möglichkeit bestehe, sei doch eine ausgezeichnete Marketing-Kampagne, ist er sich sicher.
Während sich die Politik streitet, versucht die Branche zu retten, was noch zu retten ist und versucht, doch noch einen Teil der ausländischen Touristen für Italien zu gewinnen. Der Tourismusverband Emilia-Romagna startet eine TV-Werbekampagne mit Dolce-Vita-Flair im deutschen Fernsehen. Florenz wirbt mit „Smart-Working-Angeboten“, die längere Aufenthalte in der Kunststadt der Renaissance ermöglichen sollen.
Der Verband der Reiseagenturen erwägt auch, bei kurzfristigen Absagen und Buchungsänderungen keine Stornierungskosten zu berechnen. Doch ohne offizielle Beschlüsse seitens der Regierung lassen die Buchungen aus dem Ausland freilich weiterhin auf sich warten.
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