Als Lloyd Austin einmal gefragt wurde, wie er seinen Status als einer der mit der Lupe zu suchenden hochrangigen Schwarzen im Militär sehe, sagte der in Alabama geborene Sohn eines Postangestellten: „Wenn Sie Tiger Woods fragen, wie er sich fühlt als der beste afro-amerikanische Golfspieler der Welt, würde er sagen, dass er nicht als der beste schwarze Golfspieler bekannt sein will – sondern als der beste Golfspieler.“ Mit anderen Worten: Lasst doch meine ethnische Zugehörigkeit aus dem Spiel, hier geht es um Können und Profession.
Brisanter Job in heikler Phase
Gewiss, aber seit Freitag kann man die Hautfarbe des 67-Jährigen nicht mehr ausblenden. Nachdem der Senat grünes Licht gab, bekommen die Vereinigten Staaten zum ersten Mal seit Einrichtung des Postens 1947 einen schwarzen Verteidigungsminister. Und das in einer Phase, in der rassistische, von Weißen dominierte Milizen, von deren Mitgliedern viele im Militärdienst waren, durch den Sturm aufs Kapitol eine der größten innenpolitischen Krisen heraufbeschworen haben.
Riesenbudget: 730 Mrd. Dollar
Der 1,95 Meter große Ex-General steht damit an der Spitze eines Apparates mit einem weltweit unübertroffenen Jahresbudget von zuletzt 730 Milliarden Dollar und einer 1,3-Millionen-Belegschaft. Darunter sind unten und im Mittelbau 43 Prozent Schwarze. Aber: Unter den 41 Vier-Sterne-Generälen sind nur zwei Afro-Amerikaner.
Mit Austin will Präsident Joe Biden, der den introvertierten, tief gläubigen Katholiken lange kennt und schätzt, diese Unverhältnismäßigkeit beheben. Austin ist damit nach Kamala Harris, die in dieser Woche die erste schwarze Vizepräsidentin wurde, der zweite Afro-Amerikaner, der Geschichte schreibt. Mit Austin umging Biden das traditionelle Gebot der zivilen Führung im Pentagon. Ähnlich wie Donald Trump, der 2017 den Ex-Vier-Sterne-General James Mattis installierte.
Ausnahmeregelung
Weil Austin erst vor vier Jahren aus dem Militärdienst ausgeschieden war und danach für den Rüstungsriesen Raytheon gearbeitet hatte, musste der Kongress eine selten benutzte Ausnahmegenehmigung ausstellen. Karriere-Militärs müssen sieben Jahre lang ins „Abklingbecken“, ehe sie im Pentagon Top-Posten übernehmen dürfen.
Ausgebildet in West Point
Nach anfänglich sehr lautem Murren gab es bei Demokraten wie Republikanern eine solide Mehrheit von rund 400 Stimmen in beiden Häusern des Kongresses, um den in der Kleinstadt Thomasville/Georgia aufgewachsenen Austin ins Amt zu bringen.
Austin absolvierte die Militär-Kaderschmiede in West Point. Von 2010 bis 2011 lenkte er die US-Truppen im Irak. Ex-Präsident Barack Obama attestierte ihm „weise Urteilskraft und unerschütterliche Führung“. 2013 wurde Austin, der in 70er-Jahren in Deutschland stationiert war, Chef des „Central Command“ (Centcom). Der auf der MacDill-Luftwaffenbasis in Tampa/Florida untergebrachte Leitstand verantwortet amerikanische Militäreinsätze in 20 Ländern von Afghanistan bis zum Irak.
Kein Platz für Rassisten im Militär
Bei seiner Anhörung im Senat hinterließ Austin drei Duftmarken: Der von Trump angeordnete Abzug von 12.000 Soldaten in Deutschland kommt auf den Prüfstand. Das strategische Hauptaugenmerk liegt in China. Und: „Rassisten und Extremisten im Militär werden wir los.“
Kommentare