Wie Donald Trump die Wahl gewinnen will

Der republikanische Kandidat Donald Trump
Trump muss den Demokraten Staaten abspenstig machen, die sie sonst immer gewinnen.

Mitte Mai geschah das bis dahin Undenkbare - wie so oft, seit Donald Trump seine Kandidatur für das Amt des amerikanischen Präsidenten bekannt gegeben hat. Das Undenkbare dieses Mal: In einer Umfrage hat der designierte republikanische Kandidat erstmals seine voraussichtliche demokratische Rivalin Hillary Clinton überholt.

Trump ist ein realistisches Szenario

Nun heißt das natürlich noch nicht viel, aber dennoch wird langsam klar: Eine Trump-Präsidentschaft ist nicht mehr unrealistisch; das Phänomen Trump begeistert nicht nur die republikanischen Vorwähler, er kann Hillary Clinton auch bei der Wahl im November gefährlich werden. Aber das amerikanische Wahlsystem ist bekanntlich ein vertracktes, es gewinnt nicht, wer die meisten Stimmen bekommt, sondern wer die meisten Wahlmänner hinter sich vereinen kann, die von den einzelnen Bundesstaaten entsandt werden. 538 dieser Wahlmänner gibt es, 270 braucht es also, um Präsident oder Präsidentin zu werden.

Das Problem der Republikaner

Die Wahlarithmetik spricht für die Demokraten und damit für Hillary Clinton: 19 Staaten und die Hauptstadt Washington D.C. haben seit 1992 immer demokratisch gewählt; das ergibt 242 Wahlmänner. Damit würden Clinton nur noch 28 Wahlmänner auf den Sieg fehlen – und Florida vergibt 29 dieser Wahlmänner. Es ist ein Bundesstaat, in dem viele Hispanics leben; jene Bevölkerungsgruppe, die Trump regelmäßig beleidigt und mit Vorschlägen wie der Mauer zu Mexiko verstört hat. Gewinnt Clinton also jene Staaten, von denen alle annehmen, dass sie sie gewinnt plus Florida, ist sie Präsidentin. Barack Obama konnte den Staat 2008 wie 2012 für sich entscheiden.

Aber so einfach ist es dann doch auch nicht. Zum einen, weil Clintons Vorsprung in den Umfragen in Florida im vergangenen Monat von 15 Prozentpunkten auf zwei geschmolzen ist, und zum anderen, weil Donald Trump kein klassischer republikanischer Kandidat ist – und andere Wähler anspricht als es andere Kandidaten getan hätten. Was die "electoral map" noch einmal ordentlich aufmischen könnte. Während etwa in manchen texanischen Medien schon spekuliert wird, ob Clinton den an sich tief republikanischen Staat gewinnen könnte, wird Trump versuchen, Clinton Staaten abspenstig zu machen, in denen ein anderer republikanischer Kandidat vermutlich nicht einmal wahlgekämpft hätte, weil er sowieso chancenlos gewesen wäre.

Der kühne Plan des Donald Trump

Zwei Regionen sind es, auf die sich Trump konzentrieren will; eine überraschend, die andere weniger. Die auf den ersten Blick schlüssigere ist der Mittlere Westen mit Staaten wie Michigan oder Illinois – beides solche Staaten, die fest in demokratischer Hand scheinen. "Rust belt" wird die Region auch genannt, weil die Industrie, die die Wirtschaft dieser Staaten getragen hat, am Verschwinden ist. Am schlimmsten hat es bekanntlich Detroit in Michigan und seine Autoindustrie getroffen. Trump glaubt, dass er dort gewinnen könnte, "ich rede ständig über Michigan mit den Autos und was dort passiert", sagte er im Mai auf CNN. Die Globalisierungsverlierer aus der ehemaligen weißen Mittelschicht sind genau jene Wähler, die auf Trump und seine populistischen Parolen ansprechen.

Die zweite Zielregion Trumps ist eben weniger offensichtlich: Die Staaten der Westküste, nämlich Washington, Oregon und Kalifornien – Staaten, die seit den Achtzigern kein Republikaner mehr gewonnen hat. "Wir kommen nach Kalifornien", sagt Trump. "Jeder sagt, es macht für einen Republikaner keinen Sinn, das zu tun. Aber ich bin irgendwie anders." Warum gerade Kalifornien? Es ist mit 55 Wahlmännern der größte Preis, der bei der Wahl überhaupt zu vergeben ist; kein anderer Bundesstaat schickt mehr Wahlmänner zur Wahl des US-Präsidenten. Sollte Trump Clinton dort – so unwahrscheinlich es ist - gefährlich werden können, würde plötzlich alles wieder ganz anders ausschauen. Und der nächste Präsident wirklich Donald Trump heißen.

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