WHO erklärt globalen Zika-Notstand für beendet

Die Ausbreitung des Virus sei allerdings immer noch ein schwerwiegendes Problem und die Bekämpfung erfordere weitere internationale Anstrengungen

Die Weltgesundheitsorganisation ( WHO) hat das Ende des weltweiten Gesundheitsnotstands wegen der Zika-Epidemie erklärt. Diese Entscheidung teilte der Vorsitzende des Notfall-Komitees der WHO für Zika, David Heymann, am Freitag in Genf mit.

Zika bleibe zwar "langfristig ein äußerst gewichtiges Problem", es gebe aber keinen Notstand von globalem Ausmaß mehr, erläuterte Heymann bei einer per Internet übertragenen Pressekonferenz.

Die WHO hatte den Notstand im Februar ausgerufen, nachdem sich das Zika-Virus insbesondere in Lateinamerika ausgebreitet hatte. Überträger des Zika-Virus sind die Asiatische Tigermücke sowie die Ägyptische Tigermücke, die auch Dengue-Fieber übertragen kann.

Das Zika-Virus führt bei etwa 20 Prozent der Infizierten zu grippeähnlichen Symptomen und ist normalerweise nicht tödlich. Schwangere können das Virus aber auf ihre ungeborenen Kinder übertragen. Forscher gehen davon aus, dass Zika bei Embryos Mikrozephalie auslösen kann: Babys kommen dann mit einem viel zu kleinen Kopf auf die Welt, sind deshalb oftmals geistig behindert und leiden unter neurologischen Störungen.

WHO erklärt globalen Zika-Notstand für beendet
WHO erklärt globalen Zika-Notstand für beendet
WHO erklärt globalen Zika-Notstand für beendet
Foto: CDC (Centers for Disease Control and Prevention), 46-70455177 v. 9.6.2015

Woher kommt das Virus?

Es wurde erstmals 1947 aus einem Rhesusaffen im Zika Forest in Uganda isoliert. Vor 2015 trat es nur in Afrika, Asien und im Südpazifik auf. Mittlerweile meldet Kolumbien bereits mehr als 11.000 Krankheitsfälle, in Brasilien gibt es bereits mehr als 3500 Verdachtsfälle von Fehl- und Missbildungen bei Neugeborenen.

Wieso breitet es sich jetzt in Lateinamerika aus?

Manche Experten meinen, es wurde von Besuchern der Fußball-WM 2014 nach Brasilien eingeschleppt. "Da sehe ich keinen Zusammenhang", sagt hingegen Kollaritsch. "Schließlich wurde der erste Fall in Brasilien auch erst im Mai 2015 – also fast ein Jahr nach der WM – nachgewiesen." Solche Ausbreitungswellen von Viren habe es immer wieder gegeben. So wurde Ende 2013 auch das Chikungunya-Virus erstmals auf dem amerikanischen Kontinent nachgewiesen, zwanzig Jahre davor das Dengue-Virus.

Wie wird das Zika-Virus übertragen?

In der ersten Krankheitsphase können es bestimmte Stechmücken aus dem Blut eines Infizierten aufnehmen und bei ihrer nächsten Blutmahlzeit auf eine noch gesunde Person übertragen. Laut US-Medien gibt es aber mittlerweile auch einen Bericht über Blutkonserven und einen über Sexualkontakte als Infektionsquellen.

Ist das Zika-Virus generell gefährlich?

Nein. Nur einer von fünf Infizierten entwickelt überhaupt Symptome. Die meisten Fälle verlaufen recht harmlos mit Gelenksschmerzen, Fieber und einem Hautausschlag. Spitalsaufnahmen sind selten.

Wie können sich Schwangere schützen?

Wichtigste Schutzmaßnahme ist die Vermeidung von Insektenstichen – durch geschlossene Kleidung und Mückenabwehr. "Spezielle zugelassene Abwehrsprays sind auch für Schwangere und ihr Baby unbedenklich", betont Kollaritsch. Ähnlich die CDC: "Die Mittel sind sicher und effektiv." Allerdings: Sie können das Risiko eines Insektenstiches nur reduzieren, aber nicht hundertprozentig verhindern.

WHO erklärt globalen Zika-Notstand für beendet
Ordination, Ordi, Porteder Hubert, Porträt, Arzt, Kieferchirurg, Gesichtschirurgösterreichst.pölten

Nehmen auch Dengue-Fälle in Südamerika zu?

Ja. In Brasilien ist 2015 die Zahl der registrierten Dengue-Infektionen auf mehr als 1,6 Millionen gestiegen – eine Zunahme von 178 Prozent im Vergleich zu 2014. Auch hier sind Mücken die Überträger. In Brasilien, Mexiko und den Philippinen ist seit Kurzem ein Impfstoff des Pharmakonzerns Sanofi Pasteur gegen Dengue zugelassen, sinnvoll ist er aber nur bei Langzeitaufenthalten. Gegen das Zika-Virus gibt es keinen Impfstoff.

Was raten österreichische Reisemediziner?

"Ich rate Schwangeren – genauso wie die US-Behörden – auf Reisen in die derzeit stark betroffenen Länder zu verzichten", sagt Kollaritsch. Auch wenn das Risiko von Fehlbildungen bei einer Infektion in den ersten zwölf Schwangerschaftswochen am größten zu sein scheint, "würde ich in der gesamten Schwangerschaft nichts riskieren. Brasilien gibt es morgen auch noch".

WHO erklärt globalen Zika-Notstand für beendet

Kommentare