Virologen: Risiko einer Übertragung ist gering

Die Gelbfiebermücke überträgt das Zika-Virus.
Die Gelbfiebermücke wurde in Österreich noch nie registriert.

Seit die US-Behörden am Mittwoch bestätigten, dass in Texas eine Person durch Sex mit einer infizierten Person ebenfalls am Zika-Virus erkrankt, steigt die Verunsicherung weiter an. Zumal in sechs Monaten die olympischen Sommerspiele im stark vom Virus betroffenen Brasilien stattfinden. Dort stieg unterdessen die Zahl der bestätigten Schädelfehlbildungen bei Babys. Wie das Gesundheitsministerium am Dienstagabend mitteilte, stieg die Zahl von 270 auf 404 – in 17 Fällen konnte nachgewiesen werden, dass sich schwangere Frauen zuvor mit dem Zika-Virus infiziert hatten. Zuvor waren es sechs Fälle. Zudem werden derzeit noch 3670 Fälle mit einem Verdacht auf Schädelfehlbildungen (Mikrozephalie) untersucht.

Vorerst nur Verdacht

Das von Stechmücken übertragene Virus steht im Verdacht, durch eine Infektion von Schwangeren bei Neugeborenen zu den Schädelfehlbildungen zu verursachen. Experten gingen zuvor bereits davon aus, dass Zika auch durch ungeschützten Sex übertragen werden kann. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist beunruhigt, dass das Zika-Virus auch beim Sex übertragen werden kann. „Der aus den USA berichtete Fall ist Anlass zur Sorge und wir können die Besorgtheit eines jeden verstehen“, erklärte WHO-Sprecher Gregory Härtl am Mittwoch in Genf. Allerdings gehe man weiter davon aus, dass „beinahe 100 Prozent aller Ansteckungen durch Stechmücken erfolgen“.

Am Montag hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) einen globalen Gesundheitsnotstand ausgerufen. Bislang ist das Virus innerhalb weniger Monate in 26 Ländern Lateinamerikas aufgetaucht. Das Zika-Virus wird vor allem von der Mückenart Aedes aegypti übertragen. Mikrozephalie kann aber auch andere Ursachen haben, zum Beispiel Röteln während der Schwangerschaft.

Überträger nicht in Österreich

Die Gelbfiebermücke (Aedes aegypti) wurde in Österreich noch nie registriert, heißt es bei der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit des Gesundheitsministeriums (AGES), die seit 2011 ein Gelsen-Monitoring durchführen und diese mit der Veterinärmedizinischen Universität auf humanpathogene Viren wie z. B. West Nil Virus (WNV), Dengue, Chikungunya und auch auf das Zika-Virus überwachen und die Stechmücken auch auf bakterielle Erkrankungen untersuchen.

Die Übertragungsgefahr des Zika-Virus durch die Asiatische Tigermücke hält allerdings der deutsche Virologe Christian Drosten für Deutschland für "verschwindend gering". Es gebe nur ein geringes Vorkommen dieser Mücke in Deutschland. Außerdem fehle der fundierte Nachweis, dass die Mücke das Virus übertragen kann. Es sei bekannt, dass die Tigermücke andere eingeschleppte Viren übertragen könne. Aber bisher sei es noch nie dazu gekommen, sagte der Virologe an der Universität Bonn am Mittwoch. In Südeuropa hält er die Gefahr allerdings für größer, "aber auch nicht für groß“. Der österreichische Reise- und Tropemediziner Herwig Kollaritsch sieht den sexuellen Übertragungsweg eher zweitrangig. Bisher sei nur ein Fall belegt, ein zweiter "vage". Die sexuelle Übertragung sei zwardenkbar, aber: "Epidemiologisch spielt sie beim Zika-Virus keine Rolle. Sonst müsste man ja viel mehr Fälle über diesen Übertragungsweg sehen."

Andere Mücken könnten als Wirt für Zika-Virus fungieren

Anders ist das aber mit der Asiatischen Tigermücke (Aedes albopictus), die bereits in Italien, Südfrankreich und Teilen Südspaniens seit Jahren vorkommt. Sie könnte als "Vektor" fungieren. Das heißt, reist zum Beispiel jemand mit einer Zika-Infektion nach Europa und wird hier von der ansässigen Tigermücke gestochen wird, ist eine weitere Übertragung der Krankheit möglich. 2015 stellten die italienischen Behörden seit dem erstmaligen Registrieren im Jahr 2013 eine Vervierfachung der nachgewiesenen Tigermückeneier fest. "Einzelne Nachweise (in Tirol und im Burgenland, Anm.) von Aedes albopictus gab es im Jahr 2012", hieß es am Mittwoch vonseiten der AGES. Die Asiatische Tigermücke gilt jedenfalls als möglicher "Vektor" für die Übertragung des Zika-Virus. "Mit Beginn der warmen Jahreszeit sollten wir achtsam sein", sagte vor einigen Tagen der Wiener Tropenmediziner Herwig Kollaritsch. Auf ähnliche Weise hat sich im vergangenen Sommer in Valencia zum ersten Mal ein Spanier im eigenen Land mit dem Chikungunya-Virus infiziert.

Tigermücken kommen "huckepack" nach Europa

Die Tigermücken nutzen häufig internationale Verkehrswege als Huckepack-Gäste. Untersuchungsergebnisse des biologischen Labors der Südtiroler Landesumweltagentur haben erst vor kurzem gezeigt, dass der Vormarsch der Tigermücke kaum aufzuhalten sein dürfte. "Die Tigermücke hat sich mittlerweile in Südtirol eingebürgert", bestätigte Alberta Stenico, Direktorin des Labors, vor wenigen Tagen. "Mit der Tigermücke haben wir nun einen potenziellen Überträger von Viruserkrankungen vor Ort", fügte sie hinzu. Der heiße Sommer 2015 begünstigte die Vermehrung. usreichend Wasseransammlungen für ihre Vermehrung gefunden und konnte sich bei tropischen Temperaturen explosionsartig vermehren. "Die Herausforderung des neuen Jahres werde es daher sein, die biologischen Abläufe möglichst früh, also bereits ab dem Frühjahr, einzuschränken", betonte Stenico

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