Picksüßen Wein macht Robert heute nicht mehr. Nach einem Studium an einer Weinakademie in Australien hat er sich heute auf biologischen Weinbau spezialisiert. Seinen Riesling haben kürzlich sogar die Weinexperten in Deutschland mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.
Roberts Leidenschaft aber sind die alten Rebsorten, welche die Griechen und Römer hier schon angebaut haben. Unter der Marke „Vignoble Joura“ macht er Weine aus Trauben wie Merveh: „Die wachsen einfach auf den Steinmauern. Wer weiß, wie lange schon.“
Wein aus dem Libanon ging schon immer in die ganze Welt hinaus. Sechs Millionen Libanesen wohnen im Libanon, 40 Millionen quer über die Welt verstreut. Und die wollten schon immer mit einem Glas Wein aus der alten Heimat feiern. „Da ging es vor allem um Menge, nicht um Qualität“, erzählt der Deutsche Götz Karphofer über seine ersten Erfahrungen mit libanesischem Wein.
Dass es den ehemaligen Vorstand einer deutschen Versicherung in das Land am östlichen Mittelmeer verschlagen hat, hatte private, romantische Gründe. Dass er heute, 18 Jahre später, inmitten von politischem Chaos, Bankenkrise und Flüchtlingswelle aus Syrien noch da ist, hat auch mit seinem Ehrgeiz zu tun: „Ich wollte Weine aus dem Libanon in die Vinotheken und Restaurants im ganzen Nahen Osten, aber auch in den Westen bringen.“
Und daran arbeitet Götz gemeinsam mit ehrgeizigen Winzern wie Robert, die noch quasi jede Flasche ihrer oft raffinierten Kreationen selbst in die Hand nehmen. Doch der Deutsche vertritt auch inzwischen groß gewordene Weingüter wie jenes der Familie Hark. Unter ihrer Marke „Batroun Mountains“ machen sie alles vom Sekt bis zu wuchtigen Rotwein-Cuvées und exportieren vor allem in die USA, wo die Familie ihr zweites Standbein hat.
Vater Assad hat lange in Minnesota gelebt. Tochter Yara hat dort Weinbau studiert. Ihr Englisch hat den breiten Klang des US-Mittelwestens – und ihre Pläne für die nächsten Jahre haben amerikanische Dimensionen. „Wo sonst haben Weinreben so eine wunderbare Aussicht“, meint sie lachend beim Spaziergang durch die Weingärten hoch oben über dem Mittelmeer, „genau so gut ist unser Wein“.
Der wird auch gerne im Libanon selbst getrunken. Von Bürgern, denen auch die aktuelle Krise nichts anhaben kann. Mitten im Chaos genießt man alle Spielarten westlichen Lebens, zumindest in der Hauptstadt Beirut und in nahen Küstenorten. Dort flanieren am Wochenende Ausflügler über die Strandpromenaden und sitzen beim Prosecco in der Sonne – libanesischem Prosecco übrigens, auch wenn der offiziell nicht so heißen darf.
In den bürgerlichen Vierteln von Beirut sind die schicken Restaurants und Cafés gut besucht. Selbst die außer Kontrolle geratene Inflation schreckt die Kundschaft nicht ab, die nicht nur die neueste Mode, sondern auch die jüngste Großtat ihres Schönheitschirurgen ausführt. In den Bergen über Beirut gibt es luxuriöse Boutique-Hotels, die sich über eine gut gebuchte Weihnachtssaison freuen. Reiche Libanesen, die aus aller Welt auf Heimaturlaub kommen, gönnen sich diesen Luxus.
Den Wein dazu liefert Götz Karphofer. Mit seiner Firma „Boutique wineries of Lebanon“ ist er in Bars in Beirut, aber auch in Hotels gut vertreten. Und wie sieht es mit den Bars in der alten Heimat und im Rest Europas so aus? Interesse am Wein aus dem Libanon gebe es, erzählt der gebürtige Hamburger: „Macht schon Eindruck, wenn ich bei der Verkostung sage, dass die aus den höchstgelegenen Weingärten nördlich des Äquators kommen.“
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