Was wir zur abgestürzten Antonow wissen - und was nicht
Ein ukrainisches Flugzeug, geführt von einem ukrainischen Unternehmen und mit einer ukrainischen Crew an Bord, soll vom serbischen Nis zur jordanischen Hauptstadt Amman (endgültiges Ziel: Bangladesch) fliegen, stürzt über Nordostgriechenland ab, alle acht Insassen sterben. Geladen hat es 11,5 Tonnen serbische Waffen. Während die Untersuchungs- und Bergungsarbeiten andauern, werden im Netz Zweifel an der tatsächlichen Destination der Antonow An-12 laut.
Manch einer wittert gar serbische Waffenlieferungen an die Ukraine. Spekulationen, die der serbische Verteidigungsminister Nebojša Stefanović strikt zurückwies. Das Flugzeug gehöre lediglich einer ukrainischen Fluggesellschaft. Serbien erteile seit 2016 keine Genehmigungen für Waffenexporte nach Russland oder in die Ukraine, versicherte Stefanović. Die serbischen Beziehungen zu Russland gelten als gut – eine Veranlassung, diesen Zustand durch Waffenlieferungen an die Ukraine zu belasten, ist nicht erkennbar. Vor allem ergäbe die Flugroute gen Süden wenig Sinn, zumal bereits das Verteidigungsministerium in Bangladesch bestätigte, dass es eine Lieferung von 11 Tonnen Mörsermunition erwartet habe.
Dass ein Zwischenstopp in Amman geplant war, liegt daran, dass eine schwerbeladene Antonow nur eine gewisse Strecke fliegen kann, ehe sie erneut aufgetankt werden muss.
Die Maschine der ukrainischen Fluggesellschaft Meridian war zuvor quer durch Europa unterwegs gewesen – mit Stopps in Frankreich, Bulgarien, Polen. Das Unternehmen mit Sitz in Kiew existiert seit 2003, arbeitet laut eigenen Angaben mit Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen zusammen als auch „eng mit UN und NATO“, wenn es um die Lieferung von militärischen und Dual-Use-Gütern geht. Dies ist für manche der Beweis dafür, dass es sich bei der Lieferung um eine Nacht- und Nebel-Aktion der NATO handle. Warum gerade der russische Verbündete Serbien eine solche Aktion durchführen würde, wird in diesen Überlegungen nicht erläutert. Vor dem Krieg waren ukrainische Unternehmen, die Antonows als Transporter zur Verfügung stellten, international sehr gefragt – das dürfte sich nicht groß geändert haben. Dass also ein Unternehmen, das unter anderem auf den Transport von Waffen spezialisiert ist, genau dies für einen Kunden durchführt, ist nicht verwunderlich.
Außenminister wird vorstellig
Jedoch will die griechische Regierung auf diplomatischem Weg gegen den Umgang Serbiens mit dem Flugunglück protestieren. Wie die Zeitung „Kathimerini“ am Montag unter Berufung auf diplomatische Kreise in Athen berichtete, wird der griechische Botschafter im serbischen Außenministerium vorstellig werden, um sich darüber zu beschweren, dass Belgrad nicht zügig über die Fracht und das Ziel des Fliegers, Bangladesch, informierte. Es habe Stunden gedauert, bis die serbische Seite Athen über den genauen Inhalt und das Ziel informiert habe, lautete die Kritik Griechenlands.
Was tatsächlich Fragen aufwirft, ist das Statement eines Waffenhändlers gegenüber der BBC, der behauptete, dass sich auch Landminen in dem Flugzeug befunden hätten.
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