Warum kaum jemand noch im "Downtown Abbey"-Schloss heiratet

Warum kaum jemand noch im "Downtown Abbey"-Schloss heiratet
Warum die Scheidung der Briten von ihren EU-Partnern das Geschäft mit Traumhochzeiten vor der imperialen Kulisse auf Talfahrt schickte.

Die Hochzeit hatte ein Cinderella-Motto. Also fuhr die Braut, das englische Model Katie Price, in einer rosa „Kürbis-Kutsche“ mit sechs weißen Rossen vor. Sänger und Bräutigam Peter André trug einen elfenbeinfarbenen Anzug und strahlte. Mit 350 Gästen, darunter Fußballer Wayne Rooney und Mitglieder diverser Girlgroups, feierte das heute längst geschiedene Paar den Bund der Ehe mit Foie Gras, Hummer und opernsingenden Kellnern.

Das Jahr war 2005. Der Schauplatz: Highclere Castle, ein Herrenhaus 85 Kilometer westlich von London in der Grafschaft Hampshire. Das 1679 im Neo-Renaissance-Stil errichtete Gebäude ließ die Herzen von Hochzeitsplanern schon höherschlagen, bevor es Jahre später durch den TV-Hit „Downton Abbey“ weltberühmt wurde.

„Nicht genug Personal“

Aber die guten sind schlechten Zeiten gewichen, klagt nun die Dame des Hauses. Zwar drehte auch John Legend das Video zu seinem Song „Heaven“ auf dem Anwesen, allerdings fühlt sie sich so gar nicht mehr im siebenten Himmel. Der Grund: Großbritanniens Scheidung von der EU.

„Der Brexit hat unser Hochzeitsgeschäft untergraben“, schrieb die Countess, also Gräfin, Lady Fiona Carnarvon jüngst in einem Kommentar im Independent. „Er hat zu einem derartigen Rückgang der Mitarbeiter im Hotel- und Gastgewerbe geführt, dass wir einfach nicht genügend Personal finden, um ein Event in der von uns gewünschten Qualität zu veranstalten. Wir haben alles versucht.“

Sie würde gerne mehr Leute unter die Haube bringen, könne nun aber nur mehr auf ein kleines Team für maximal 20 Partygäste zählen. Europäische Studenten im Vereinigten Königreich, die sie früher für die Trauungshochsaison im Sommer rekrutierte, müssten wegen des Brexit 30-seitige Formulare ausfüllen, was den meisten zu aufwendig sei. „Es ist ein riesiges Eigentor“, jammerte sie.

Für das Schloss bedeutet es Hochzeits-Albtraum statt Traum-Hochzeiten. Bis zu 25 Paare pro Jahr tauschten dort anno dazumal Ringe aus. Bei all dem Gegenwind für große Sausen will jetzt aber kaum mehr jemand vor der spektakulären Kulisse in den Hafen der Ehe einlaufen. „Die Party ist vorbei“, bilanzierte auch die Times nach dem kürzlichen dritten Jahrestag der Annullierung der EU-Partnerschaft mit London.

Zumindest 2024 scheint Highclere Castle aber eine Nullnummer zu verhindern. Ein Paar will sich da in einer intimen Zeremonie das Jawort geben. Auch Lady Carnarvon ist begeistert, nach einer langen Durststrecke Glanz und Gloria wieder auferstehen lassen zu können: „Wir freuen uns alle riesig darauf.“

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