Der Observer ist dem nachgegangen und fand heraus, dass in den letzten eineinhalb Jahren etwa 600 Minderjährige in einem Hotel in Hove untergebracht waren. 79 von ihnen haben sich scheinbar in Luft aufgelöst.
Manche würden wohl zu Familienmitgliedern gegangen sein, so Experten. Einige dürften jedoch auch Menschenhändlern in die Fänge geraten sein. So etwas passiere immer wieder, erzählt Altin Hazizaj dem KURIER. Der Albaner arbeitet für eine Kinderrechtsorganisation in Tirana und meint: "Kriminelle entführen oft Menschen aus den ärmeren Balkanländern, beuten sie aus oder missbrauchen sie sexuell."
Das geschehe aber nicht nur in Großbritannien, sondern auch in anderen Ländern. Er wisse etwa von Fällen in Italien, den Niederlanden und Deutschland. Hazizaj ist auch der Meinung, dass es sich bei den kürzlich verschwunden Kindern nicht zufällig um albanische gehandelt hat: "Britische Politiker sprechen von einer albanischen Invasion und schüren damit Hass." Großbritannien habe die Kinder aufgrund ihrer Herkunft zu wenig beschützt, so sein Vorwurf.
Brexit funktioniert nicht
Ein Grund, warum das Thema Migration derzeit wieder hochgespielt wird: Die Zahl der Ärmelkanal-Bootsmigranten stieg 2022 von 29.000 auf 46.000. Rund 12.000 davon waren Schätzungen zufolge Albaner, 2021 dürften es noch 800 gewesen sein. Und das, obwohl der Brexit mehr Kontrolle über Zuwanderung hätte bringen sollen. Auch der Plan der Regierung, Asylsuchende nach Afrika abzuschieben, dürfte Gangs in die Hände spielen. "Sie sagen den Jungen, dass sie nach Ruanda geschickt werden, wenn sie im Hotel bleiben", sagte etwa ein Informant dem Observer.
Die Regierung in London verweist auf "robuste Schutzmaßnahmen", die junge Asylsuchende "in unserer Obhut so sicher wie möglich" machen. Gruppen, die sich für Flüchtlinge einsetzen, sehen das freilich anders. Der Refugee Council kritisiert, die Regierung habe "ihre eindeutige gesetzliche Pflicht, Minderjährige zu schützen", egal woher sie stammen, nicht erfüllt.
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