200 asylsuchende Minderjährige in Großbritannien verschwunden
In Großbritannien werden 200 asylsuchende Minderjährige vermisst. Dutzende Wohltätigkeitsorganisationen sprachen am Donnerstag von einem "Kinderschutzskandal" und forderten in einem offenen Brief an Premierminister Rishi Sunak eine unabhängige Untersuchung. Die Regierung müsse ihre Praxis beenden, unbegleitete Minderjährige in Hotels unterzubringen und sie stattdessen in die Obhut von Spezialisten geben.
Der zuständige Staatssekretär Robert Jenrick hatte kürzlich gesagt, das Innenministerium habe seit Juli 2021 mehr als 4.600 unbegleitete Minderjährige in Hotels einquartiert. "Es gab 440 Vermisstenfälle, und 200 Kinder werden weiterhin vermisst, davon 13 unter 16 Jahren." Die mit Abstand meisten Vermissten kämen aus Albanien.
In ihrem Schreiben warfen die Organisationen der Regierung vor, die Unterbringung junger Flüchtlinge in Hotels sei eigentlich nur als kurzfristige Notlösung gedacht. Der Chef der Organisation Refugee Council, Enver Solomon, betonte, viele Minderjährige seien schwer traumatisiert. "Die Regierung hat die eindeutige gesetzliche Pflicht, sie zu schützen", sagte er. Dies habe sie versäumt. Als Ergebnis sei "das Äquivalent mehrerer Klassenzimmer offenbar in den Fängen derer verschwunden ist, die sie ausbeuten und missbrauchen werden".
Die Zahl der Migranten, die illegal über den Ärmelkanal einreisen, hat zuletzt deutlich zugenommen. Der konservativen Regierung ist dies ein Dorn im Auge. Den Zuzug einzuschränken und die Kontrolle über die eigenen Grenzen zu erhalten, war eines der Kernversprechen des Brexits. Kritiker weisen darauf hin, dass es kaum legale Einreiserouten für Schutzsuchende gibt.
Für Empörung sorgte der konservative Abgeordnete Jonathan Gullis. Auf Fragen von Labour-Politikern nach den vermissten Minderjährigen hatte er gesagt: "Sie hätten nicht illegal herkommen sollen."
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