Insgesamt erschienen rund eine halbe Million Menschen nicht zur Arbeit. So legte der laut "BBC" größte Streiktag seit mehr als einem Jahrzehnt Teile des Landes komplett lahm. Das Nachrichtenportal "Politico" schrieb vom „national day of (in)action“, einer Mischung aus „nationalem Aktionstag“ und „Tag der Untätigkeit“. Die Sun sprach vom „Lockdown 2023 durch die Hintertür“ und „Geisterstädten“, weil Ortszentren nicht den gewohnten Zustrom an Angestellten sahen, die stattdessen mit Kindern im Schulalter im Homeoffice festsaßen.
Die Denkfabrik Centre for Economics and Business Research schätzte den direkten wirtschaftlichen Schaden durch den eintägigen „Mini-Lockdown“ auf rund 94 Millionen Pfund (106 Million Euro); dazu komme ein Gastro-Ausfall von etwa 100 Millionen Pfund (113 Millionen Euro).
Britische Inflation im Dezember bei 10,5 Prozent
Beschäftigte in diversen Branchen – so auch Postler, Fahrprüfer, Krankenpfleger und Mitarbeiter des Rettungsdienstes – kämpfen derzeit lautstark für höhere Löhne, weil die britische Inflation im Dezember bei 10,5 Prozent lag und viele schon seit Langem über Unterbezahlung und schlechte Arbeitsbedingungen klagen.
„Lehrer gehen, auch wegen Reallohnkürzungen, in Supermärkte arbeiten“, meinte Gewerkschafter Kevin Courtney zur BBC. „Chemiestunden werden von nicht fachlich Qualifizierten gelehrt.“ TV-Bilder zeigten Lehrer mit Protest-Schildern wie „Fair Pay“ und „Investiert in die Zukunft“.
Labour im Aufwind
Die konservative Regierung von Premier Rishi Sunak hat „realistische“ Gehaltserhöhungen von fünf Prozent angeboten. Er hätte zwar gerne einen „Zauberstab“, aber höhere Anpassungen würden Verbraucherpreise nur weiter antreiben, warnte Sunak kürzlich vor einem „Teufelskreis“. Er will mit einem umstrittenen Gesetz auch eine breitere Grundversorgung sichern, etwa bei Pflegepersonal, der Bahn sowie bei Rettung und Feuerwehr. Gewerkschaften verreißen den Plan als „undemokratisch“ und „ideologischen Angriff auf Arbeitnehmer-Rechte“.
Laut einer Ipsos-Umfrage unterstützten 40 Prozent der Briten die branchenübergreifenden Streiks; 38 Prozent sprachen sich aber gegen sie aus. Deutlicher war das Urteil über die Arbeit der Regierung. Nur 17 Prozent meinen, Sunaks Team verhandelt effektiv mit Gewerkschaften; 31 Prozent glauben, Oppositionsführer Keir Starmer, dessen Labour Partei in Umfragen oft 20 Prozentpunkte oder mehr vor den Konservativen liegt, würde es besser machen.
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