Warum immer Krieg in Nahost? Fragen und Antworten

Israelische Offensive auf der Sinai-Halbinsel im Sechstageskrieg 1967
Seit einem Jahrhundert kommt der Nahe Osten nicht zur Ruhe: Was steckt hinter dem endlosen Konflikt?

Warum der Gaza-Streifen?

Warum immer Krieg in Nahost? Fragen und Antworten

Der Gazastreifen ist das einzige wirklich geschlossene Gebiet unter Kontrolle der Palästinenser, anders als das Westjordanland, das von israelischen Siedlungen durchzogen ist. Israel hat dort seine Siedlungen 2005 geräumt. Er wird seit 2006 von der radikalislamischen Bewegung Hamas beherrscht, deren erklärtes Ziel die Zerstörung Israels ist und die wirkliche Verhandlungen mit der Regierung in Jerusalem ausschließt. Die Hamas hat seit Jahren ein riesiges Arsenal an Kurzstreckenraketen angehäuft, oft simple Konstruktionen, die nur wenige Kilometer weit fliegen, aber auch technisch anspruchsvollere Waffen, die Geheimdiensten zufolge aus dem Iran stammen. Mit diesen Raketen hat man Israel in den vergangenen Jahren wiederholt angegriffen, das wiederum mit massiven Luftangriffen, aber auch Vorstößen auf dem Boden reagiert hat. Der Gazastreifen zählt zu den dichtest besiedelten Regionen der Erde, auf einer Fläche von der Größe von Wien leben zwei Millionen Menschen.

Warum der Konflikt um diesen Flecken Land?

Während des antisemitischen Terrors in Europa unter der deutschen Nazi-Herrschaft wird Palästina ab 1933 einer der wichtigsten Zufluchtsorte, um der Schoah zu entkommen. Auch aus arabischen Staaten, die mit dem NS-Regime sympathisieren, fliehen Juden vor Pogromen in das britische Mandatsgebiet am Mittelmeer.

Hier erklärt die KURIER-History-Redaktion die Vorgeschichte

 

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KZ-Überlebende treffen nach dem Zweiten Weltkrieg in Israel ein

 

 Nach dem Zweiten Weltkrieg rufen die Vereinten Nationen zur Teilung des von Briten verwalteten Palästina in einen jüdischen und einen muslimisch geprägten arabischen Staat auf. Die Juden stimmen zu, die Araber lehnen den Plan ab.


Wann bricht der Krieg mit den Arabern aus?


Unmittelbar nach der Unabhängigkeit Israels erklären am 15. Mai 1948 die Nachbarn Ägypten, Jordanien, Libanon, Irak und Syrien den Krieg. Im Kampf kann der neue Staat sein Territorium vergrößern und den Westteil Jerusalems erobern. Rund 700.000 Palästinenser fliehen in die Nachbarländer, wo die Nachkommen heute teils noch in Flüchtlingslagern leben. Ihre Zahl ist inzwischen auf mehr als fünf Millionen angewachsen. Andererseits werden Juden aus den arabischen Staaten vertrieben - beziehungsweise fliehen nach Israel. Es wird geschätzt, dass von den 900.000 Juden, die vor 1948 in arabischen Ländern lebten, heute nur wenige Tausend noch dort wohnen.

Welche Kriege und Friedensbemühungen gab es danach?

Über die Jahrzehnte kommt es immer wieder zu Kriegen zwischen Israel und seinen Nachbarn, die den jungen Staat vernichten wollen. Im Sechstagekrieg von 1967 erobert Israel den Gazastreifen, das Westjordanland, Ost-Jerusalem, die Golanhöhen und die Sinai-Halbinsel. Die spätere Einverleibung Ost-Jerusalems und der Golanhöhen in israelisches Staatsgebiet ist international nicht anerkannt. 1973 gelingt es dem jüdischen Staat nur unter schweren Verlusten, einen Überfall arabischer Staaten unter Führung Ägyptens und Syriens an Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag, abzuwehren.
Bis heute hat Israel mit einem Teil seiner Nachbarn Frieden geschlossen. Etwa mit Ägypten beim historischen Friedensabkommen von Camp David in den USA, das US-Präsident Carter maßgeblich vermittelt hat.

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Ägyptens Präsident Anwar Sadat und Israels Premier Menachem Begin in Camp David 1977

Mittlerweile unterhält das Land diplomatische Beziehungen zu Ägypten, das 1982 den Sinai zurückerhielt, und Jordanien. Auch mit den Vereinigten Arabischen Emiraten und Bahrain soll das Verhältnis normalisiert werden.

Wer sieht Israel als seinen heutigen Hauptfeind?

Den Iran. Die Regierung in Jerusalem sieht nicht nur das iranische Atomprogramm als Bedrohung seiner Existenz an, sondern auch den Einfluss Teherans in Nachbarstaaten und Territorien Israels über Verbündete Terrorgruppen und radikale politische Bewegungen. So gilt die im Libanon, aber auch in Syrien seit Jahrzehnten aktive Hisbollah als Handlanger Teherans. Sie hat auch in den vergangenen Jahren mehrfach Angriffe auf israelisches Territorium gestartet. Israel reagiert mit Luftangriffen. 2006 führte Israel eine umfassende Bodenoffensive gegen die Hisbollah auf libanesischem Territorium durch, allerdings unter schweren Verlusten.

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Israelischer Luftangriff auf den Flughafen von Beirut 2006

 

Auch die Hamas, die heute den Gazastreifen kontrolliert, gilt als Handlanger des Iran, der sie mit Waffen beliefern soll.

Wie verlief der Konflikt mit den Palästinensern?

Sie fühlen sich ihrer Heimat beraubt. Im Gazastreifen leben derzeit zwei Millionen Menschen unter miserablen Bedingungen und unter einer Blockade Israels, die von Ägypten mitgetragen und mit Sicherheitsinteressen begründet wird. Auch im besetzten Westjordanland ist das Leben wegen der israelischen Besatzung von vielen Hürden geprägt.
Proteste mündeten in der Vergangenheit häufig in Gewaltspiralen und Terrorattacken mit vielen Toten in Israel. Als Auslöser der Ersten Intifada (arabisch für „Aufstand“) im Dezember 1987 gilt ein Verkehrsunfall, bei dem in einer sowieso schon angespannten Lage vier Palästinenser getötet wurden. Die Zweite Intifada beginnt 2000 nach einem demonstrativen Besuch des damaligen israelischen Oppositionsführers Ariel Scharon an der Al-Aksa-Moschee auf dem Jerusalemer Tempelberg.

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Palästinenserproteste im Westjordanland

 

Danach steigt die Zahl palästinensischer Selbstmordanschläge schnell an - auch im israelischen Kernland. 2003 beginnt Israel mit dem Bau einer 750 Kilometer langen Sperranlage rund ums Westjordanland. Zäune und Mauern verlaufen zum Teil auf palästinensischem Gebiet.

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