Warum deutsche und französische Rechtspopulisten um eine kleine Insel streiten
Wenn es etwa um Migration geht, passt kein Blatt zwischen den rechtspopulistischen Freundesgruppen der „Alternative für Deutschland“ und Marine Le Pens Rassemblement National“ (RN) in Frankreich. Doch eine kleine Insel im Indischen Ozean lässt nun die Wogen hoch gehen zwischen den beiden Parteien, die in Umfragen jeweils obenauf schwimmen: Mayotte, mit 374 Quadratkilometern deutlich kleiner als die Bundeshauptstadt Wien, wurde zum Zankapfel zwischen AfD und RN.
Und das kam so: Vor 15 Jahren sprach sich eine Mehrheit der Inselbewohner dafür aus, das Gebiet als Übersee-Departement Frankreichs zu erachten, was am 31. März 2011 dann offiziell erfolgte. Allein: Die Komoren, die seit 1975 unabhängig von Frankreich sind, während sich die Bewohner Mayottes zum damaligen Zeitpunkt und auch danach weiter an Paris hielten, anerkennen diesen Schritt nicht, die UNO verweigerte ebenso die Zustimmung. Daher forderte die AfD nun die Bundesregierung in Berlin auf, Paris dazu zu drängen, Mayotte zurückzugeben.
Das trieb Le Pen, die sich derzeit gerade vor Ort befindet, auf die Palme. Sie könne ihren Gesinnungsgenossen gerne erklären, „warum die Mahorer bereits dreimal ihrem Willen Ausdruck verliehen haben, Franzosen zu sein“. Und zwar 1974, 1976 und eben 2009. Die AfD solle sich „lieber um die Probleme in Deutschland kümmern“.
Doch die AfD fuhr noch andere schwere Geschütze auf. Bei der Einhaltung des Völkerrechts werde mit doppelten Standards gemessen: So erkenne Berlin beispielsweise die von Russland durchgeführten Volksabstimmungen bezüglich eines Beitritts ukrainischer Regionen zur Russischen Föderation nicht an, das von Mayotte hingegen schon.
Le Pens Konter: Dieser Vergleich sei „besonders ungeschickt“. Sie werde ihren Fraktionsfreunden gerne „einige Lektionen in Geopolitik“ erteilen, ließ sie aus Mayotte wissen.
Die AfD und der RN gehören im europäischen Parlament der Fraktion Identität und Demokratie an (ID). Beiden werden bei den bevorstehenden EU-Wahlen, ebenso wie anderen rechtspopulistischen Parteien, starke Zugewinne vorhergesagt.
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