Das Abkommen sieht weiters vor, dass die Geheimdienste Israels und der USA in Sicherheitsfragen eng zusammenarbeiten. Israel darf eigene Erkundungsflüge über den Libanon durchführen. Sollten die USA es bei bestimmten Vorgängen für erforderlich halten, wird auch die libanesische Regierung mit einbezogen. Führt Israel einen Armeeeinsatz durch, werden die USA zuvor darüber informiert.
Danach soll über eine von beiden Seiten anerkannte Grenzziehung verhandelt werden. Sie wäre eine Voraussetzung für die Beendigung des Kriegszustands zwischen Libanon und Israel. Eigentlich ist die Grenze seit 1923 international anerkannt. Die Hisbollah aber fand immer wieder "Unklarheiten" im Grenzverlauf. Und somit einen Grund, Israel anzugreifen.
Bisher gibt es mehr Fragen als Antworten. Was heißt "zuvor" bei der Informationsübermittlung? Gehört auch der Waffenschmuggel an die Hisbollah aus dem Iran über Syrien zu den "Bedrohungen aus dem Libanon"? Oder kann Israel weiter Schmuggler in Syrien ohne Rückfragen angreifen? Wie bei allen früheren Vereinbarungen hängt die Einhaltung vom guten Willen beider Seiten ab.
Kritik von eigener Partei
Die libanesische Armee kündigte an, "die notwendigen Schritte" zur Umsetzung der Waffenruhe zu unternehmen, daran arbeiteten die Streitkräfte in Abstimmung mit der UNO-Beobachtermission UNIFIL im Libanon. Aus der arabischen Welt erhielt das Abkommen Zuspruch, etwa von Israels Erzfeind, dem Iran. Ein Hamas-Vertreter sagte, die Waffenruhe sei "ein Sieg und ein großer Erfolg". Die Türkei forderte auch ein Ende der Kämpfe im Gazastreifen; Irak, Jordanien oder Ägypten äußerten sich ähnlich.
Kritik gab es hingegen aus Israel: Die Hisbollah ist angeschlagen, aber nicht geschlagen. "Statt der Hisbollah den Gnadenschuss zu geben, hat Netanjahu ihr einen Stent gesetzt", beschreibt die Zeitung Maariv die für sie vorschnelle Einwilligung des israelischen Premiers in ein löchriges Waffenstillstandsabkommen. Auch sein Amtsvorgänger Ehud Olmert kritisierte scharf: "Vier Monate haben unsere Soldaten ihr Leben riskiert und erfolgreich gekämpft – und dann dieses Papier, das nichts verändert." Auch Netanjahus eigene Likud-Partei ist nicht überzeugt. "Wir behalten die militärische Handlungsfreiheit", betont er deswegen immer wieder.
Die Bürgermeister im Norden, auch die des Likud, bleiben skeptisch. Sie vermissen eine Sicherheitszone im Südlibanon unter voller israelischer Kontrolle. Immer wieder gab es in den letzten Jahrzehnten Abkommen, UNO-Beschlüsse und Abrüstungsforderungen an die Terrormiliz. Die Hisbollah aber rüstete auf statt ab.
Kein Plan für danach
Wie im Gazastreifen hat Netanjahu auch im Südlibanon keinen Plan für "den Tag danach". Das würde nämlich politische Zusammenarbeit mit den arabischen Nachbarn voraussetzen, auch mit den Palästinensern. Für Netanjahus Regierung wäre das eine Zumutung. Darum gab es in der Vergangenheit zwar Stillhalteabkommen mit den gefährlichsten Feinden Hamas und Hisbollah. Aber keine auch noch so formellen Verhandlungskontakte mit der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA).
Israels Feinden half dies, sich aufzurüsten. Israels Regierung ließ sie machen, ließ sogar finanzielle Unterstützung zu. Hauptsache: keine Zugeständnisse bei der Siedlungspolitik im besetzten Westjordanland. Auch wenn dadurch ein Abkommen mit Gaza unmöglich wird. Besser auf die Befreiung der Geiseln verzichten, als die Hamas durch eine Verwaltung unter PA-Führung zu ersetzen, lautet das Credo.
Wirklich neu am Abkommen ist der Verzicht der Hisbollah auf die Bedingung, zuvor im Gazastreifen die Kämpfe zu beenden. Dort kann der Krieg also weitergehen.
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