Vor EU-Gipfel: "Wir brauchen eine Krise - so arbeitet die EU"

Der erste echte EU-Gipfel seit Februar: Sitzungssaal im EU-Ratsgebäude in Brüssel
Beim EU-Gipfel geht es um nicht weniger als die Rettung Europas: Der Philosoph Luuk van Middelaar über die Frage, was Kanzlerin Merkel dabei anders sieht als die "sparsamen vier".

Alles eine Premiere - und alles geschuldet der Corona-Krise: Um Europas Wirtschaft zu retten, verschulden sich die EU-Staaten gemeinsam in nie dagewesenem Ausmaß. Beim EU-Sondergipfel soll sich nun entscheiden, ob sich die EU auf einen Weg einigt, den sie ohne Krise nicht eingeschlagen hätte. Denn nur in Zeiten höchster Gefahr setze die EU "unerwartete Kräfte des Zusammenhalts" frei, meint der niederländische Philosoph und Historiker Luuk van Middelaar.

KURIER: Brauchen wir in der EU immer eine Krise, damit die Dinge vorankommen?

Luuk van Middelaar: Ja, wir brauchen eine Krise. So arbeitet die EU. Nur wenn ihre Grenzen ausgelotet werden, wenn das Gefühl vorherrscht, sie könnte kollabieren, dann handelt sie. Das ist nicht smart, aber so ist die EU. Das ist meine meiner Lehre aus den letzten zehn Jahren Krisenmanagement, aus der Finanz- und der Flüchtlingskrise.

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