Viktor Medwedtschuk, der engste Verbündete Putins in der Ukraine
Als Viktor Medwedtschuk am Dienstag vom ukrainischen Geheimdienst SBU festgenommen wurde, trug er eine ukrainische Uniform. Zur Tarnung, als "Soldat" und "Patriot", giftete Präsident Wolodimir Selenskij: "Ich schlage der Russischen Föderation vor, ihren Jungen gegen unsere Jungen und Mädchen in russischer Gefangenschaft auszutauschen."
Selenskij an Russland: "Tausche Oligarchen gegen Gefangene"
Der 67-jährige Politiker und Oligarch Medwedtschuk gilt als engster Verbündeter von Kremlchef Wladimir Putin in der Ukraine. Beobachter bezeichnen ihn als Schlüsselfigur der zeitgenössischen Ukraine: Er war einer der wenigen pro-russischen Politiker in der Ukraine, die auch nach dem Euromaidan 2014 und einer Hinwendung der Ukraine in Richtung Westen, seinen Einfluss behalten konnten. Ihm werden in Kiew Hochverrat und Unterschlagung vorgeworfen. Er hatte sich kurz vor Ausbruch des Krieges im Februar aus seinem, bereits fast einjährigem, Hausarrest abgesetzt.
Sohn eines Freiheitskämpfers
Medwedtschuk soll sein Barvermögen rechtzeitig auf belarussischen Banken geparkt haben. Auch er besitzt eine 214-Millionen-Jacht und einen Nachbau eines Pullman-Speisewagens im Wert von mehreren Millionen US-Dollar. Angeblich soll dieser Wagen ein Geburtstagsgeschenk seiner dritten Frau Oksana Marchenko gewesen sein. Seine Frau rettete sich kurz vor der russischen Invasion über Minsk nach Moskau. Ihre siebenjährige Tochter Daryna ist ein Patenkind von Wladimir Putin.
Der Jurist Medwedtschuk wuchs in Sibirien auf. Sein Vater, ein ukrainischer Freiheitskämpfer, war von Stalin wegen Kollaboration mit den deutschen Besatzungstruppen nach Krasnojarsk verbannt worden, wo die größte Minderheit Ukrainer waren. Erst Mitte der 1960er Jahre kehrte die Familie in die Ukraine zurück und ließ sich in einem Dorf in der Oblast Schytomyr nieder.
Nach dem Zerfall der Sowjetunion stieg Viktor Medwedtschuk zu einem der einflussreichsten Männer der Ukraine auf. Obwohl dies nie mit Dokumenten bewiesen werden konnte, vermuteten viele Beobachter, dass er noch in seiner Studienzeit vom sowjetischen Geheimdienst KGB angeworben worden sein soll. Auch Putin soll er von damals kennen. Unter Präsident Leonid Kutschma war er Leiter der Präsidialabteilung – und geschäftlich mit den damals mächtigsten Oligarchen, dem "Kiewer Clan" verbandelt.
Auch nach der Orangenen Revolution blieb er trotz Geldwäschevorwürfen einer der wichtigsten Verbindungsmänner nach Moskau.
Sendeverbot
Nach der Annexion der Krim wurde er kurzfristig auch als Vermittler für umkämpften Provinzen Donezk und Lugansk eingesetzt. In einem Interview mit dem Independent 2018 behauptete Medwedtschuk, dass sich die Vereinigten Staaten in die Angelegenheiten der, wie er es nannte, "brüderlichen" Nationen Ukraine und Russland einmischten. Er behauptete, Putin wolle Frieden im Donbass und werde alles tun, um die Ostukrainer vor Repressionen der "Kriegspartei" der Ukraine zu schützen. Er räumte ein, dass Russland illegal separatistische Kräfte bewaffne, sagte aber, dass die Vereinigten Staaten, die NATO und die EU "dasselbe" täten, indem sie Waffen an die Ukraine lieferten. Die von Medwedtschuk kontrollierten drei prorussischen TV-Sender ZIK, NewsOne und 112 Ukraine dürfen seit 2021 nicht mehr senden.
Bleibt die Frage, wie viel ukrainische Gefangene Russland bereit ist für das Leben von Medwedtschuk auszutauschen. Denn Wolodimir Selenskij will den Mann, weil er sich mit einer Uniform getarnt hatte, nach Kriegsrecht behandeln.
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