Der Knalleffekt war gewaltig, die Auskünfte der US-Behörden dagegen eher bescheiden. Tochter Katerina sei eine technische Führungskraft, die mit ihrer Arbeit die russische Verteidigungsindustrie unterstütze. Ihre Schwester Maria leite staatlich finanzierte Programme, die vom Kreml mit Milliardensummen gefördert und von Putin persönlich überwacht würden. So begründete das US-Finanzministerium seinen jüngsten spektakulären Schritt bei der Jagd auf Russlands Oligarchen und ihre Vermögen.
"Privatsphäre"
Wirklich verlässliche Informationen über Putins Familie gibt es nicht. Der Präsident beruft sich bei Anfragen von Journalisten immer auf den Schutz seiner Privatsphäre, den es zu respektieren gelte: „Ich werde keinerlei Störung zulassen.“ Entsprechend heftig köchelt auch die Gerüchteküche um seine mutmaßlichen Töchter, die 35-jährige Katarina und die 36-jährige Maria.
Diesen Gerüchten zufolge genießt vor allem Katarina ein luxuriöses Privatleben, und zwar an der Seite von Kirill Shamalov, dem Sohn eines der Eigentümer der Rossiya Bank, der zu den engsten Vertrauten Putins zählt und als Bankier der Kreml-Elite gilt. Kirill selbst steht auf der britischen Sanktionsliste. Er gilt als eine der jüngsten Milliardäre Russlands und soll gemeinsam mit Katarina eine Villa am Strand im französischen Biarritz zumindest zeitweise bewohnen. Maria selbst forscht an der Universität Moskau über künstliche Intelligenz.
Maria ist Medizinerin und Hormonspezialistin. Sie ist mit einem holländischen Geschäftsmann verheiratet und verbringt daher viel Zeit in deren Penthouse in Amsterdam. Sie ist vor einigen Jahren im russischen Fernsehen aufgetreten, um Werbung für ein Gentechnik-Projekt zu machen, das in der Krebsforschung eingesetzt werden soll.
„Ablenkungsmanöver“
Welche Besitztümer der beiden von Geheimnissen und Gerüchten umgebenen Töchter beschlagnahmt werden sollen und auf welche Weise, bleibt vorerst unklar.
Doch das fügt sich nahtlos in das bisherige Gesamtbild von den Operationen westlicher Staaten gegen Oligarchen aus dem Umfeld Putins. So hat man in der Schweiz laut Medienberichten zwar inzwischen rund 5 Milliarden Euro an russischem Vermögen eingefroren. Im Vergleich zu den rund 200 Milliarden, die insgesamt in der Schweiz geparkt sein sollen, wirkt das aber bescheiden. Zehn Häuser sollen zusätzlich versiegelt worden sein. Die renommierte Neue Zürcher Zeitung schreibt von einem „spektakulären Ablenkungsmanöver“. Die Schweiz habe über Jahre „sehr kremlnahe Unternehmer“ mit offenen Armen empfangen. Das alles rieche „nach Doppelmoral“.
Bisher zwei Personen
Auch in Österreich hat man die Jagd auf die Oligarchen-Besitztümer eröffnet. Hierzulande ist dafür einerseits die Direktion für Staatsschutz zuständig, also das ehemalige BVT, andererseits die Nationalbank, die die Konten der sanktionierten Oligarchen einfrieren soll. Weit scheint man mit den Recherchen bisher nicht gekommen zu sein. Zwei Personen von der EU-Sanktionsliste seien bisher im Grund- und Firmenbuch aufgetaucht, teilt man auf KURIER-Anfrage mit. Wie viele Konten eingefroren seien, darüber gaben die Behörden gegenüber dem Profil keine konkreten Auskünfte. Dass also Oligarchen wie etwa Roman Abramowitsch nicht nur Geld über österreichische Banken geschleust haben, sondern auch Luxusimmobilien hier besitzen sollen, ist vorerst – so wie der Reichtum von Putins Töchtern – nur Gegenstand von Gerüchten.
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