Kreml kann US-Sanktionen gegen Putins Töchter "nicht verstehen"
Zwei Akademikerinnen, die mehrere europäische Sprachen sprechen und als Kind ein paar Jahre lang in Dresden gelebt haben. Viel mehr ist über die beiden Töchter von Russlands Staatschef Wladimir Putin nicht bekannt, denn der Machthaber verbirgt sein Privatleben weitgehend vor der Öffentlichkeit. Doch nun rücken Maria Woronzowa und Katerina Tichonowa weltweit in den Blickpunkt, weil die EU sie wegen Putins Ukraine-Krieg auf ihre Sanktionsliste setzen will.
Auch aus Sicht der USA sind die Putin-Töchter geeignete Sanktionsziele. Das Weiße Haus verkündete am Mittwoch bereits Strafmaßnahmen gegen die beiden Schwestern. Schließlich verstecke Putin sein Vermögen "bei seinen Familienmitgliedern", sagte ein hochrangiger Regierungsvertreter in Washington.
Nach Angaben des US-Finanzministeriums ist Tichonowa eine Tech-Managerin, die die russische Rüstungsindustrie unterstütze. Die ältere Schwester Woronzowa leite ein Gen-Forschungsprogramm, das vom russischen Staat finanziert und "von Putin persönlich beaufsichtigt" werde.
Laut einigen russischen Medien ist Maria Woronzowa eine Endokrinologin, die in einem medizinischen Forschungszentrum arbeitet, das sich auf die Erforschung von Krebstherapien konzentriert und Verbindungen zum russischen Staat unterhält. Einigen Berichten zufolge ist Woronzowa Miteigentümerin des Forschungsinstituts.
Tichonowa ist den Berichten zufolge Mathematikerin, die eine wissenschaftlich-technologische Stiftung leitet, die Verbindungen zur größten staatlichen Universität des Landes unterhalte. Es soll sich um ein Institut für Künstliche Intelligenz an der staatlichen Moskauer Universität handeln.
Außerdem hat Tichonowa russischen Medien zufolge als professionelle akrobatische Rock'n'Roll-Tänzerin bereits an einigen internationalen Wettbewerben teilgenommen. Auf Videos von den Turnieren ist Tichonowa in glitzernden Kostümen zu sehen. Von ihrem Partner lässt sie sich in die Luft katapultieren und nach spektakulären Drehungen wieder auffangen.
Vor Jahren erzählte Putin bei einer Pressekonferenz über seine Töchter, er sei "stolz auf sie". "Sie studieren und arbeiten weiterhin", sagte er und fügte hinzu, dass seine Töchter "in keinerlei geschäftliche Angelegenheiten verwickelt" und auch "in der Politik" nicht aktiv seien.
2020 stellte Putin in einem Interview klar, dass er sich wegen "Sicherheitsproblemen" nicht über seine Familie äußern wolle. Zugleich ließ er die Öffentlichkeit jedoch wissen, dass er Großvater sei. Die Zahl seiner Enkel nannte der Machthaber allerdings nicht. "Ich habe Enkel, ich bin glücklich", sagte er. "Sie sind sehr gut, so nett. Ich verbringe gerne Zeit mit ihnen."
Bei einer Pressekonferenz im Jahr 2019 war Putin direkt auf den wachsenden Einfluss seiner Töchter und ihre Verbindungen zu staatlichen Institutionen angesprochen worden. Der russische Präsident weigerte sich aber, auf diese Frage einzugehen. Er sagte nicht einmal, dass es sich bei Katerina Tichonowa und Maria Woronzowa um seine Töchter handelt, sondern sprach schlicht von "Frauen". Vor den Sanktionen des Westens bewahrt sie das indes nicht.
Putin-Sprecher kann Sanktionen gegen Töchter "nicht verstehen"
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow hat die westlichen Sanktionen gegen die Töchter des russischen Präsidenten Wladimir Putin scharf kritisiert. "Das ist etwas, was sich schwer verstehen und erklären lässt", sagte er laut der russischen Agentur Interfax am Donnerstag. Der Westen setze damit seine "scharfmacherische Linie" zur Einführung immer neuer Restriktionen gegen Russland fort, meinte er. Peskow kündigte eine entsprechende Reaktion Moskaus an.
Peskow erklärte darüber hinaus, dass das neue Gesetz der USA zu Waffenlieferungen an die Ukraine einen "negativen Effekt" haben werde. "Das Vollpumpen der Ukraine mit Waffen in verschiedenen Formaten hilft nicht dabei, die russisch-ukrainischen Verhandlungen zum Erfolg zu führen", sagte er.
Die Verhandlungen zwischen Kiew und Moskau über die Beendigung des Kriegs haben am 28. Februar begonnen - vier Tage nach Beginn der russischen Invasion. Moskau formulierte als Bedingungen für ein Ende der Kampfhandlungen die "Entnazifierung und Entmilitarisierung" der Ukraine sowie deren Verzicht auf einen NATO-Beitritt. Darüber hinaus sollte Kiew die 2014 annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim als russisches Gebiet und die Separatistenregime Donezk und Luhansk als unabhängig anerkennen. Kiew lehnt diese Forderungen weitgehend ab.
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