US-Sanktionen gegen Putin-Töchter und Lawrow-Familie

Zeitgleich mit der Europäischen Union verhängten auch die USA am Mittwoch weitere Sanktionen gegen Russland – als Reaktion auf die Kriegsverbrechen in ukrainischen Städten. „Die widerliche Brutalität in Butscha hat auf tragische Weise den verabscheuungswürdigen Charakter des Putin-Regimes deutlich gemacht“, sagte ein hoher Vertreter der US-Regierung.
Und die neuen Sanktionen haben es in sich: Es sollen „jegliche neue Investitionen“ in Russland verboten werden. Bestehende Sanktionen gegen russische Banken (u.a. die große russische Sberbank und die von mehreren Oligarchen gegründete Alfa-Bank) und staatliche Unternehmen sollen verschärft, weitere Personen aus der russischen Führung und deren Familienmitglieder mit Strafmaßnahmen belegt werden – und zwar auch die erwachsenen Töchter des russischen Präsidenten Wladimir Putin und die Frau und die Tochter seines Außenministers Sergej Lawrow. „Mit dieser Maßnahme werden sie vom US-Finanzsystem abgeschnitten und ihre Vermögenswerte in den Vereinigten Staaten eingefroren“, so das Weiße Haus.
Das Sanktionspaket werde Russland „bedeutende Kosten“ auferlegen und das Land weiter „wirtschaftlich, finanziell und technologisch“ isolieren, hieß es.
Über Putins Töchter ist wenig bekannt, da der russische Präsident sein Privatleben vor der Öffentlichkeit abschirmt. Die ältere Tochter Maria Worontsowa wurde 1985 geboren, die jüngere, Katerina Tichonowa, 1986. Ihre Mutter ist Ludmila Putina, von der sich der Staatschef 2013 scheiden ließ. Russischen Medien zufolge ist Worontsowa studierte Ärztin und Miteigentümerin einer medizinischen Forschungsgesellschaft.
Tichonowa leitet demnach ein Institut für Künstliche Intelligenz an der staatlichen Moskauer Universität. Laut Angaben von EU-Diplomaten gegenüber der Nachrichtenagentur AFP möchte auch die Europäische Union die beiden auf die Sanktionsliste setzen. Laut Medienberichten soll Putin noch weitere Kinder mit anderen Frauen haben, über die aber wenig bekannt ist.
Außenminister Lawrow ist offiziell mit Maria verheiratet, die beiden haben eine erwachsene Tochter namens Jekaterina und zwei Enkelkinder. Der Minister soll allerdings bereits seit vielen Jahren mit seiner Geliebten Swetlana Poljakowa zusammenleben, die aus einer früheren Beziehung eine Tochter, Polina Kowalewa, hat. Die 26-jährige "Stieftochter" Lawrows, die in London lebt, wurde bereits von Großbritannien mit Sanktionen belegt.
Vermögen eingefroren
Großbritannien hat wegen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine 350 Milliarden Dollar (321 Milliarden Euro) russisches Vermögen eingefroren. „Über 60 Prozent der Devisenreserven des Regimes“ seien damit „nicht mehr verfügbar“, sagte Außenministerin Liz Truss. Koordinierte Sanktionen würden „die russische Wirtschaft in die Sowjetära zurückwerfen ... Aber wir können und müssen mehr tun“, sagte sie. Sie forderte ein Verbot für russische Schiffe, in westlichen Häfen anzulegen, und „die Vereinbarung eines klaren Zeitplans, um die Einfuhr von russischem Öl, Kohle und Gas zu beenden“.

Das eine, das Anlegeverbot, wollte die EU am Mittwoch nebst einer Reihe weiterer Sanktionen – Embargo für die Einfuhr von Öl, Holz, Zement, Gummi, Kaviar, Wodka, etc. – im fünften Sanktionspaket beschließen. Das andere, der Gasimport-Stopp, ist nach wie vor ein Streitpunkt. Länder mit großer Gasabhängigkeit wie Österreich und Deutschland sperren sich gegen ein Gasimport-Embargo.
Aber der Druck innerhalb der EU wird größer. EU-Ratspräsident Charles Michel sagte am Mittwoch vor dem Europäischen Parlament:„Ich denke, dass auch Maßnahmen bei Öl und selbst Gas früher oder später nötig werden.“ Und auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagte mit Blick auf das von der Kommission vorgeschlagene Importverbot auf russische Kohle: „Diese Sanktionen werden nicht unsere letzten sein ... jetzt müssen wir uns Öl anschauen und die Einnahmen, die Russland aus fossilen Brennstoffen bezieht.“

EU-Kommissionspräsidentin Von der Leyen und Ratspräsident Michel machen Druck
Umwelt- und Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) bekräftigte am Mittwoch nach dem Ministerrat hingegen, dass Österreich auf russisches Gas momentan nicht verzichten könne und wolle – während ihr Parteikollege Michel Reimon sagte, „ein völliger Gas-Stopp muss das Ziel sein“.

Anders als Kanzler und Außenminister: Othmar Karas (ÖVP) ist für Öl und Gasimport-Stopp
Othmar Karas (ÖVP), Vizepräsident des EU-Parlaments, legte sich wieder einmal der Linie von Kanzler und Außenminister in der Gasimport-Frage quer (beide ÖVP) und unterstützt EU-Ratspräsident Michel „aus vollster Überzeugung“. Er fordert ebenfalls einen Ausstieg aus den Gas- und Ölimporten „so rasch wie möglich“. Karas kündigte eine entsprechende Resolution des Parlaments an, für die er die Unterstützung aller österreichischen EU-Mandatare erwarte.
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