„Vaterland und Leben“: Ein Rap-Song fordert Kubas Regime offen heraus

„Vaterland und Leben“: Ein Rap-Song fordert Kubas Regime offen heraus
Kubaner und Exilkubaner nehmen gemeinsam Video mit Kritik am kommunistischen Regime auf. Das reagiert wütend und nervös

„Patria o muerte“, „Vaterland oder Tod“: Es gibt wohl keinen Kubaner, den diese Parole nicht durch sein Leben begleitet hat. Was Fidel Castro angeblich einst beim Guerillakampf im Dschungel formulierte, steht nicht nur im ganzen Land auf Hausmauern und Plakaten. Es wird auch von den Führungspersönlichkeiten des Regimes in alle Reden eingebaut - natürlich mit der Aufforderung ans Publikum, die Revolutionsparole zu skandieren.

Die Botschaft ist klar

Umso klarer ist jedem Kubaner im Augenblick, wen und was die Musiker rund um die Rapper Maykel Osorbo und El Funky meinen, wen sie einen Song mit dem Titel „Vaterland und Leben“ veröffentlichen. Noch deutlicher wird es dann im Text: „Wir schreien nicht mehr, ’Vaterland oder Tod’, sondern ’Vaterland und Leben’“

Die Kubaner haben die Botschaft offensichtlich verstanden. Fast zwei Millionen Mal ist das Video mit dem Song in wenigen Tagen heruntergeladen worden und das obwohl das Regime, das das Internet kontrolliert, alles getan hat, um die Verbreitung zu stoppen.

"Alles unter Druck"

Schon die Aufnahme des Songs sei ein Abenteuer gewesen, schildert El Funky in einem Interview: Niemand habe es gewagt, ihnen eine Kamera, oder Aufnahmegerät zu leihen. Man habe in einer Wohnung hinter schwarzen Vorhängen gefilmt, „aber Gott sei Dank ist es rausgegangen, alles unter Druck, unter massivem Druck“. Was die Aufnahme noch politisch brisanter macht, sind die Stimmer einiger kubanischer Musiker aus dem Exil, die - übers Internet - mitgemacht haben.

„Vom Ausland gesteuert“

Das Regime jedenfalls reagierte übernervös. Die Staatsmedien wie die Tageszeitung Granma verteufelten umgehend das Machwerk, das „nach Schwefel rieche“ und nichts anderes sei als „die brutalste politische Einmischung in die Souveränität einer Nation“. Man verglich die Musiker mit Zombies und Ratten und suggerierte - wie so oft im kommunistischen Kuba - dass das Ganze nichts anderes sei, als ein von ausländischen Geheimdiensten gesteuertes Komplott, um den Sozialismus zu vernichten. Selbst Staatschef Miquel Diaz-Canel meldete sich zu Wort: Man wolle die Parole der kubanischen Revolution auslöschen.

Nationalhymne auf allen Kanälen

Um genau die den Kubanern wieder in Erinnerung zu rufen, ließ die Regierung vor wenigen Tagen das Programm auf allen TV- und Radiokanälen anhalten, nur um die Nationalhymne zu spielen, in der natürlich auch vom Sterben für das Vaterland die Rede ist.

"Die Menschen sind müde"

Doch das alles wirkt bürokratisch und verlogen gegen die offene Kritik der jungen Rapper. Sie erzählen von Armut und Mangelernährung, während das Regime Postkartenidyllen für Touristen propagiere, sie sprechen die Flucht Tausender junger Kubaner ins Ausland an - und wie müde die Menschen seien, immer nur kontrolliert und reguliert zu werden.“

Das Video zeigt dazu Bilder von Protesten kubanischer Jugendlicher und die brutale Antwort der Sicherheitskräfte darauf. Doch gerade Musik lässt sich im Salsa-Paradies Kuba ohnehin nicht stoppen. Und so berichtet die Menschenrechtsorganisation „Human Rights Watch“ schon darüber, dass die ersten Kubaner begonnen haben , die neue Parole auf ihre Häuserwände zu schreien: „Vaterland und Leben

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