USA: Wie das chaotische Wahlsystem Trump nützt

USA: Wie das chaotische Wahlsystem Trump nützt
Das Prozedere in den USA unterscheidet sich massiv von unserem - die Komplexität, die atemlose Berichterstattung und die mangelhaften Umfragen spielen Trump in die Hände.

"WHAT IS THIS ALL ABOUT?“

Donald Trumps in kapitalen Lettern abgesetzter Tweet, dass Joe Biden in Michigan angeblich auf einen Schlag 140.000 Stimmen dazubekommen hätte, ging durch die Decke: 70.000 Mal wurde der Vorwurf, die Demokraten würden betrügen, weiterverbreitet.

Allein: Die Geschichte ist falsch. Die Wahlbehörde in Shiawassee County hatte unabsichtlich eine falsche Stimmzahl online ausgespielt, was auch nach 20 Minuten ausgebessert wurde. Alles gut, oder?

Anfälliges System

Mitnichten. Die Episode illustriert bestens, wie anfällig das hochkomplexe Wahl- und Auszählsystem der USA für Verschwörungstheorien und Betrugsvorwürfe ist – und wie meisterhaft Trump das nützt.

Während es etwa in Österreich nach Wahlschluss eine landesweite Hochrechnung inklusive der Briefwahlstimmen gibt, ist das in den USA komplett anders: Landesweite Ergebnisse sind ohne Nutzen, da ja nicht die Stimmen aller Wahlberechtigten, sondern die Wahlmänner der Bundesstaaten zählen. Und da beginnt die Krux: „Nur ein viertel Prozentpunkt Unterschied kann einem Kandidaten alle Wahlmänner eines Staates verschaffen“, schreibt Zeynep Tufekci, Soziologie-Professorin an der University of North Carolina.

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