USA und China: Erstes Treffen der Giganten

In lockerer Atmosphäre wollen Barack Obama und Xi Jinping Vertrauen aufbauen.

George Bush hatte sich noch eine Absage geholt: Als der frühere US-Präsident den damaligen chinesischen Staats- und Parteichef Hu Jintao 2006 auf seine Farm in Texas einlud, winkte dieser ab. Hu beharrte auf das strenge Protokoll eines Staatsbesuches, jovial-lockere Gespräche zwischen den beiden Staatenlenkern schienen dem chinesischen Präsidenten höchst unpassend.

Ganz anders sieht dies offenbar Chinas neuer, starker Mann, Xi Jinping. Freitagnachmittag traf er auf dem kalifornischen Sunnyland-Anwesen ein – einer Luxus-Ferienanlage nahe Palm Springs, wo er zwei Tage lang mit Barack Obama gewünschtermaßen zwang- und krawattenlos und ohne strengen Staatspomp reden wird. Ein absolutes Novum in der Geschichte von zwei Supermächten, deren Staatschefs einander wohl kennenlernen wollen, aber eine endlos lange Liste von Konfliktpunkten abzuarbeiten haben. „Von diesem ersten Zusammentreffen sind keine konkreten Ergebnisse zu erwarten“, schraubt ein hoher US-Beamter die Erwartungen herunter. Vielmehr gehe es darum, gegenseitiges Vertrauen aufzubauen und bessere Möglichkeiten der Kooperation zu finden.

Cyber-Spionage

Die Chancen dafür sind gegeben: Sowohl Obama als auch sein chinesischer Widerpart gelten als Pragmatiker. Als Erfolg von US-Seite wertete man allein schon die Bereitschaft Xi Jinpings, zum ersten Mal offen über Cyber-Sicherheit zu sprechen. Die massiven Hackerangriffe gegen das US-Militär und amerikanische Firmen, hinter denen man vor allem die chinesische Armee vermutet, hatten die Beziehungen zwischen Peking und Washington zuletzt strapaziert. Bisher hatte Peking stets dementiert, bei den Hacker-Angriffen die Hände mit im Spiel zu haben. Im Gegenteil, klagte Chinas Führung, sei man selbst, Opfer zahlloser Cyber-Attacken wahrscheinlich amerikanischen Ursprungs. Verlaufen die Gespräche zwischen Obama und Xi gut, soll eine chinesisch-amerikanische Arbeitsgruppe ab Juli beginnen, eine gemeinsame Strategie für Cybersicherheit auszuarbeiten.

Chinas Einflussgebiet

So aufgeschlossen und für chinesische Verhältnisse geradezu locker Xi Jinping auch wirken mag, in Sachen „innere Angelegenheiten“ oder Forderungen nach mehr Demokratie im Reich der Mitte wird er sich von Obama nichts drein reden lassen. Xis erstes Zusammentreffen als Staatschef mit dem US-Präsidenten ist auch eine wichtige Botschaft fürs Publikum daheim: Und das wünscht einen starken, nationalistischen Staatschef, der den USA klarmacht: Der Pazifik ist chinesisches Einflussgebiet. Jeder weitere Ausbau militärischer Präsenz von US-Truppen wird mit größtem Argwohn gesehen. Washington aber, so hat man es zuletzt deutlich gemacht, beharrt auf den Ausbau seiner engen Beziehungen zu den Verbündeten Südkorea und Japan.

Wirtschaftlich eng ineinander verzahnt können die größte (USA) und die zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt längst nicht mehr ohne einander agieren. Doch angesichts zahlreicher Handelsstreitigkeiten hoffte so mancher Unternehmer dies- und jenseits des Pazifiks, dass zwischen Xi Jinping und Barack Obama Funken der Sympathie überspringen könnten. So, wie es dereinst beim legendären Treffen zwischen Mao und Richard Nixon geschah. Die beiden hielten einander eine Minute lang an der Hand – eine Geste, die in den bis dahin nicht existenten amerikanischen-chinesischen Beziehungen wahre Dämme brechen sollte.

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