Trump, das Monster Frankensteins

Donald Trump bringt die Republikaner zur Verzweiflung
Trump dürfte seinen Vorsprung weiter ausbauen, die Republikaner sind verzweifelt.

Ist Donald Trump noch zu stoppen? Diese Frage stellt sich das Establishment der US-Republikaner und der gesamte Politikbetrieb in Washington vor dem "Super Tuesday", wenn der populistische Geschäftsmann in einer Reihe von Vorwahlen seinen Vorsprung bei den Delegiertenstimmen für den Nominierungsparteitag im Sommer deutlich ausbauen könnte. In einer Fernsehdebatte am Donnerstagabend attackierten seine Rivalen Marco Rubio und Ted Cruz den Immobilientycoon scharf - womöglich kommen die Angriffe aber zu spät.

"Ich liebe die schlecht Gebildeten"

Drei der ersten vier Vorwahlen hat Trump bereits für sich entschieden. In Nevada holte er am Dienstag mit knapp 46 Prozent seinen bisher höchsten Stimmenanteil. Dem Trump-Momentum liegt eine breite Koalition in der republikanischen Wählerschaft zugrunde, deren gemeinsamer Nenner eine große Unzufriedenheit mit den Eliten in Washington ist.

"Wir haben bei den evangelikalen Christen gewonnen. Wir haben bei den Jungen gewonnen. Wir haben bei den Alten gewonnen. Wir haben bei den gut Gebildeten gewonnen. Wir haben bei den schlecht Gebildeten gewonnen. Ich liebe die schlecht Gebildeten", fasste Trump das Spektrum der Unterstützung nach dem Nevada-Sieg auf seine Weise zusammen.

Tiraden gegen Mexikaner und Muslime

Seit der Milliardär im vergangenen Sommer in seinem Trump Tower in New York langsam eine Rolltreppe herabfuhr, um dann vor der versammelten Presse seine Bewerbung für die republikanische Präsidentschaftskandidatur zu verkünden, schien die Parteiführung seine Ambitionen nicht richtig ernst zu nehmen. Doch der 69-Jährige setzte sich bald an die Spitze der Umfragen. Jede noch so kontroverse Aussage - Tiraden gegen Mexikaner und Muslime, Gedankenspiele über Menstruationsprobleme einer Fernsehmoderatorin, Frontalangriffe auf republikanische Säulenheilige wie Senator John McCain - schadete ihm nicht.

Vor dem "Super Tuesday", wenn die republikanische Basis in elf US-Staaten abstimmt, kann das Establishment die Favoritenrolle Trumps nicht mehr leugnen. Gemäßigte Konservative hoffen zwar auf den Senator Marco Rubio, der aber noch keine Vorwahl gewonnen hat. Der erzkonservative Senator Ted Cruz, der immerhin den Vorwahlauftakt in Iowa für sich entschieden hatte, ist bei der Parteiführung ähnlich unbeliebt wie Trump.

Trump als "planloses Leichtgewicht"?

In der Fernsehdebatte am Donnerstagabend im texanischen Houston feuerte Rubio eine Breitseite nach der anderen auf Trump ab. Der Baulöwe habe in den 1980er Jahren illegale Einwanderer beschäftigt, mit einer dubiosen Wirtschaftshochschule Studenten übers Ohr gehauen und sei in der Innen- sowie Außenpolitik ein planloses Leichtgewicht. Überhaupt: Ohne sein Millionenerbe würde Trump heute wohl "Uhren verkaufen in Manhattan".

Doch einigen Republikanern in Washington scheint zu dämmern, dass die Angriffe auf Trump zu spät kommen könnten. "Wir werden jeden annehmen, der als Kandidat nominiert wird", sagte Parteichef Reince Priebus kürzlich auf die Frage, ob das Establishment auch Trump unterstützen würde. Am Mittwoch sprachen sich erstmals zwei Kongressabgeordnete für den Geschäftsmann aus.

Er ist "die Schöpfung der Partei"

Einige einflussreiche Republikaner wie der neokonservative Außenpolitikexperte Robert Kagan wenden sich dagegen von der Partei ab. In einem Beitrag für die "Washington Post" warf Kagan seinen Parteifreuden vor, mit der Blockadepolitik und der Spalt-Rhetorik der vergangenen Jahre einem "Demagogen" und "Scharlatan" wie Trump den Boden bereitet zu haben. "Er ist die Schöpfung der Partei, ihr Frankenstein-Monster."

Die Demokraten stimmen am Dienstag ebenfalls bei Vorwahlen in elf US-Staaten ab. Die frühere Außenministerin Hillary Clinton ist nach ihrem Sieg in Nevada vergangenes Wochenende wieder auf Nominierungskurs, nachdem sie zuvor von ihrem linken Rivalen Bernie Sanders in New Hampshire deklassiert worden war. Die Wählerstruktur der meist im Süden der USA gelegenen Vorwahlstaaten am "Super Tuesday" kommt der Favoritin entgegen: Clinton erfährt besonders große Unterstützung von Afroamerikanern.

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