Wer kann Trump noch stoppen?
Für die republikanischen Partei-Granden ist der Albtraum wahr geworden. Zehn Prozent Vorsprung auf seine Verfolger Cruz und Rubio belegen: Donald Trump kann zurzeit niemand das Wasser reichen. Einmal Silber (Iowa), zweimal Gold (New Hampshire und South Carolina) – die ersten drei Vorwahlen haben auch den letzten Spöttern gezeigt: Der Mann mit dem losesten Mundwerk im Wettbewerb, der sich ungestraft mit dem Papst anlegen und den früheren Präsidenten George W. Bush einen Lügner nennen darf, hat die besten Chancen auf das Kandidatenticket.
Trump hat in der jüngsten Vorwahlrunde am Samstag in South Carolina quer durch alle Wählerschichten gewildert. Auch die Evangelikalen, eigentlich auf Cruz-Kurs vermutet, fanden ihn attraktiv. Jede Kritik perlt an ihm ab. Niemand nimmt Trump übel, dass sein Wahlkampf eine Aneinanderreihung von Phrasen ("Wir machen Amerika wieder groß") und Beschimpfungen ("Was China macht, ist der größte Diebstahl in der Geschichte der Menschheit!") darstellt.
Duell statt Dreikampf
Zu spüren bekam das einer, der am Anfang noch Favorit war: Jeb Bush ist das signifikanteste Opfer einer aufgebrachten konservativen Wählerschaft, die Erfahrung für einen Makel hält und unbedingt einen Aufräumer ins Weiße Haus entsenden will.
Bushs Verzicht verändert die Statik im Bewerberfeld. Entscheidende Frage: Wer schält sich als moderate(re) Alternative zu Trump heraus? Ted Cruz, eher Ideologe, und Marco Rubio, eher auch unabhängigen Wählern zu vermitteln, ringen um die Rolle als Königsmörder. Jagen sie sich weiter gegenseitig Stimmen ab, nutzt das nur Trump. Wann wird der Dreikampf zum Duell?
Leichte Vorteile besitzt Schnellsprecher Rubio, der sich als "Kind der Ronald Reagan-Revolution" empfiehlt. Nach Bushs Abgang werden sich Spenden-Geld und Wähler-Gunst voraussichtlich in seine Richtung bewegen. Hauptgrund: Ihm, nicht dem verbohrten Cruz, werden Chancen eingeräumt, am Ende gegen Hillary Clinton bestehen zu können. Eine Garantie, um Trump zu stoppen, ist das beileibe nicht. Der Milliardär hat Blut geleckt. Trump weiß jetzt, dass seine Siege keine Eintagsfliegen sind.
Schwung für Hillary
Das Rennen gegen den sozialdemokratisch angehauchten Sanders ist zwar noch nicht gelaufen. Aber Hillary Clinton hat sich freigeschwommen. Sie hat in Nevada geliefert, als sie unbedingt musste. Eine zweite Niederlage gegen den Senator aus Vermont (nach New Hampshire) hätte sie weit zurückgeworfen.
Clinton hat gezeigt, worauf es in vielen Südstaaten ankommen wird: Sie kommt bei schwarzen Wählern besser an als Sanders. Ein gutes Omen für Süd-Carolina, wo die Demokraten erst am kommenden Samstag wählen. Dort ist knapp ein Drittel der Wählerschaft schwarz. Gewinnt sie auch da, ist ein wichtiges Etappenziel erreicht: Sanders’ Momentum wäre vollends gebrochen.
Problem: Clinton zieht nach wie vor nicht bei jungen Wählern. Dort hat "Oldie" Sanders mehr Kredit.
Sanders redet sich die Niederlage in Nevada schön. Der Abstand von knapp fünf Prozent, sagte er, sei aufholbar. Positiv für ihn: Er hat Clinton in der wichtigen Wählergruppe der Latinos geschlagen. Clintons größtes Problem bleibt sie selbst. Ihr größtes Defizit – Glaubwürdigkeit– ist durch ein Fernseh-Interview nicht kleiner geworden. Auf die Frage, ob sie den Amerikanern immer die Wahrheit gesagt habe, entgegnete Clinton tatsächlich: "Ich habe es immer versucht."
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