Die republikanischen Vorwahlen in South Carolina um die Präsidentschaftskandidatur sind für die Ex-Gouverneurin des Bundesstaates wie prognostiziert ausgegangen: Sie hat haushoch verloren. Der Ex-Präsident, der bereits die vorherigen drei Vorwahlen in Iowa, New Hampshire und Nevada für sich entschieden hatte, fuhr mit rund 60 Prozent der Stimmen einen weiteren Sieg ein.
Haley, Trumps einzige Konkurrentin, kam mit rund 40 Prozent ins Ziel. „Das ist nicht die Hälfte, aber es ist auch keine kleine Gruppe“, sagte sie. Die 52-Jährige leitet aus den Zahlen ab, dass es rechts der Mitte viele gebe, die sich nach einer Alternative zu Trump sehnen. „Ich bin eine Frau, auf deren Wort man sich verlassen kann. Darum gebe ich diesen Kampf nicht auf.“
Saubere Alternative
Genau das fordern Trump-Getreue und der Ex-Präsident nahezu täglich von ihr. Ihr Argument: Ohne die Hilfe von parteiunabhängigen oder demokratischen Wählern, die Haley bisher stark unterstützten, wäre die Tochter indischer Einwanderer völlig deklassiert worden. Trumps Lager geht davon aus, dass der 77-Jährige bis spätestens 19. März die erforderlichen 1215 Delegierten für den Nominierungsparteitag im Juli beisammen hat. Dabei spielen die 880 zu vergebende Stimmen am „Super Tuesday“ eine entscheidende Rolle; am 5. März wählen 15 Bundesstaaten und ein US-Territorium zeitgleich. In keinem einzigen dieser Bundesstaaten verheißen Umfragen Haley einen Sieg.
Haleys Strategie zielt auf den Sommer. Sollte Trump bis dahin in einem der vier Strafprozesse verurteilt werden (das erste Verfahren wegen Schweigegeld-Zahlungen an den Pornostar Stormy Daniels beginnt im März), könnte sich Haley auf dem Parteitag in Milwaukee der Grand Old Party als saubere Alternative anbieten. Laut Umfragen könnte ein strafrechtlich verurteilter Trump selbst bei seiner eigenen Klientel gegen Joe Biden durchfallen. Bisher sieht eine große Mehrheit der konservativen Wähler über Trumps Fehltritte, Skandal-Äußerungen und juristische Verwicklungen komplett hinweg.
Ob die Strategie funktioniert, hängt vom Faktor Geld ab. Zwar hatte Haley im Jänner mit 16,5 Millionen Dollar deutlich mehr Spenden als Trump eingenommen. Um Trump längerfristig Paroli zu bieten, braucht es aber permanente Unterstützung von Wall-Street-Milliardären und Wirtschaftsführern, die in Haley eine probate Alternative zu Trump sehen. Hier waren zuletzt Absetzbewegungen zu erkennen: Der Industrielle Charles Koch hat seine weitere finanzielle Unterstützung Haleys davon abhängig gemacht, ob sich ein realistisches Sieg-Szenario ableiten lässt. Das ist nicht geschehen.
Räumt Donald Trump am „Super Tuesday“ ab, verfestigt sich Haleys Verlierer-Image. Dann „könnten Großgeldgeber ihre schützende Hand endgültig wegziehen“, hieß es im US-TV, „und das Licht ginge aus“. Haley bliebe wohl nur die Kapitulation.
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