Aussetzer am laufenden Band: Baut Trump mental ab?
Joe Biden als präsenilen Großvater darzustellen, dem man nicht die Führung der Supermacht USA geschweige denn die Abschuss-Codes für die Atomwaffen anvertrauen dürfe, gehört seit Jahren zu Donald Trumps Standard-Repertoire.
Immer wenn Amtsinhaber Biden auf öffentlicher Bühne patzt und mit Stolperern oder vernuschelten Sätzen auf sich aufmerksam macht, stellt sich der Republikaner in gehässigem Ton an die Spitze des "Joe Du bist zu alt"-Chores. Obwohl Trump nur vier Jahre jünger ist, wird er laut Umfragen als weitaus frischer und wacher angesehen.
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Seit einiger Zeit zeigen bei Trump in dieser Hinsicht in steigender Taktzahl zehn Finger auf ihn zurück. Der mutmaßliche Herausforderer Bidens bei der Wahl im November ist nach Beobachtungen seiner ehemaligen Sprecherinnen Stephanie Grisham und Alyssa Farah Griffin nach seiner Präsidentschaft 2021 erkennbar gealtert: “Ohne Zweifel, er hat abgebaut. Etwas stimmt mit ihm nicht. Er wirkt wie ein Mann, der mental verfällt”, sagte Grisham am Wochenende im US-Fernsehen.
Gegenkandidatin mit Pelosi verwechselt
Grisham verwies auf etliche Fälle, bei den Trump während seiner stets mit Telepromptern unterstützten Reden in zusammenhangslosen Sätzen spricht, Wörter erfindet, Städtenamen vertauscht und reihenweise falsche Bezüge herstellt. So bezichtigte er im Wahlkampf in New Hampshire seine einzig verbliebene Rivalin, Ex-Gouverneurin Nikki Haley, im Zusammenhang mit dem Sturm aufs Kapitol der unterlassenen Hilfeleistung. Haley, sagt er und nannte ihren Namen viermal hintereinander, habe seinerzeit nicht die Nationalgarde gerufen, um den Aufstandsversuch zu ersticken.
In Wahrheit hatte Haley mit der ganzen Sache rein gar nichts zu tun. Trump hatte sie schlicht mit Nancy Pelosi, der früheren demokratischen Sprecherin des Repräsentantenhauses, durcheinander gebracht. Haley, erst 52, nahm den Ball dankbar auf: "Wenn man mit dem Druck der Präsidentschaft umgehen muss, kann man nicht jemanden haben, bei dem man sich fragt, ob er geistig in der Lage ist, das zu tun." Die ehemalige Gouverneurin von South Carolina verlangt für Spitzen-Politiker über 75 einen kognitiven Test.
Dabei sehen Experten den Fall als erledigt an: “Trump ist ein alternder, bösartiger Narzisst”, sagt Aaron Pincus, Psychologie-Professor an der Universität von Pennsylvania. “Während er altert, scheint er die Kontrolle über seine Impulse zu verlieren und lässt geistig nach. Wir sehen so eine ungefilterte Version seiner Pathologie. Ziemlich gefährlich.”
Demenztest als Konter
Trump, der vorher bereits den Zweiten Weltkrieg mit dem etwaigen Dritten und Barack Obama mit Joe Biden verwechselt hatte, reagiert pikiert auf den sarkastischen Niederschlag, der in sozialen Medien über ihm niederging. Er wiederholte auch bei einer Rede in Las Vegas die Story aus dem Jahr 2019, als er einen angeblich sehr schwierigen Intelligenztest mit Bravour bestanden habe.
In Wahrheit handelte es sich damals um den klassischen „Montreal Cognitive”-Test. Dieser wird benutzt, um Demenz im Frühstadium festzustellen. In einer Frage müssen die Probanden diverse Tiere voneinander unterscheiden. Trump prahlte damit, dass nur die wenigsten Menschen diesen Test bestehen würden. Für ihn dagegen sei es ein Spaziergang gewesen.
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Erst Ende November, am Tag, als Biden 81 wurde, veröffentlichte Trumps Leibarzt ein Minibulletin. Danach erfreue sich Trump einer „exzellenten Gesundheit“, die immer noch „für viele Jahre“ einen „gesunden, aktiven Lebensstil“ ermögliche. Der Ex-Präsident, so führte Dr. Bruce Aronwald, ein Osteopath aus New Jersey weiter aus, habe durch besseres Essen sein Gewicht reduziert und treibe täglich Sport.
Trumps Untersuchungsergebnisse seien “im Normalbereich” gewesen, seine mentalen Fähigkeiten dagegen “außerordentlich”. Aronwald präsentierte allerdings keine Belege für Trumps angeblichen guten Gesundheitszustand, etwa über Bluthochdruck oder Cholesterin-Werte.
US-Medien verwiesen indes darauf, dass es bereits früher fragwürdige Testate über den Gesundheitszustand des Republikanern gab. 2016 verfasste der Mediziner Harold Bornstein ein hervorragendes Zeugnis für den damaligen Präsidentschaftskandidaten. Später bezeugte Bornstein, dass Trump ihm den für ihn wohlwollenden Inhalt diktiert habe.
Trump auf Diät
Während seiner ersten Präsidentschaft erklärte sein damaliger Leibarzt Ronny Jackson, dass Trump “200 Jahre würde, wenn wer nicht so viel Fast-Food essen würde”. Trump ist bekannt für seine Liebe zu Coca-Cola und Hamburgern.
Objektive Daten über Trump liegen öffentlich nicht vor. Als er im vergangenen Sommer im Bundessatt Georgia zur Anklageverlesung gegen ihn wegen versuchter Manipulation der Wahlergebnisse von 2020 erscheinen musste, gab er sein Gewicht mit 98 kg an, bei einer Körpergröße von 1,93 Meter. In sozialen Medien veröffentlichten Kritiker umgehend Fotos, die Trumps mit einer Leibesfülle zeigten, die eher auf 120 kg plus schließen ließ.
Heute heißt es, Trump habe in jüngster Zeit rund 14 kg abgenommen. Nicht durch einschlägige Spritzen. Sondern durch das Weglassen von Schokoladen-Eis und anderen Naschereien. Dahinter habe seine Gattin gestanden. Ex-First Lady Melania sei die treibende Kraft hinter der Diät für den Mann, der im Herbst zum zweiten Mal Präsident der Vereinigten Staaten werden will.
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